11. November 2016 | Stadtwerke Kiel

Aufsichtsrat gibt grünes Licht: Kraftwerksneubau beschlossen

Küstenkraftwerk K.I.E.L. setzt neue Maßstäbe

Auf seiner heutigen (11. November) Sitzung hat der Aufsichtsrat der Stadtwerke Kiel AG den Bau des Gasmotorenheizkraftwerks beschlossen. Das Küstenkraftwerk K.I.E.L. soll in zwei Jahren an der Kieler Förde ans Netz gehen und mit 20 hocheffizienten Gasmotoren ab Herbst 2018 Strom und Wärme erzeugen. So wird das rund 290 Millionen Euro teure Kraftwerk nicht nur die Kieler Fernwärme sichern, sondern auch zu einer massiven CO2-Einsparung beitragen. Das Küstenkraftwerk K.I.E.L. wird das seit 1970 in Betrieb befindliche Kohlekraftwerk auf dem Kieler Ostufer ersetzen.

"Unser Küstenkraftwerk K.I.E.L. steht für Kiels intelligente Energie-Lösung. Hiermit sichern wir die Fernwärmeversorgung in Kiel und leisten einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und zum Umweltschutz. Das europaweit einzigartige Projekt setzt neue Maßstäbe in Sachen Flexibilität, Effizienz und ökologischer Nachhaltigkeit", freut sich Stadtwerke-Vorstandsvorsitzender Frank Meier über das grüne Licht des Aufsichtsrats.

Der Energieversorger untersuchte seit 2007 zahlreiche Varianten als Nachfolgeanlage für das im Frühjahr 2018 stillzulegende Steinkohlekraftwerk. Neben einem 800 Megawatt (MW) Kohlekraftwerk und einem 400 MW Gas- und Dampf-Turbinenkraftwerk wurde auch eine Fernwärmeleitung aus Neumünster untersucht, um die Wärmeversorgung in Kiel zu gewährleisten. Anfang 2013 entschied sich das Unternehmen für ein modulares und flexibles Gasmotorenheizkraftwerk, das sich in Verbindung mit einem Wärmespeicher und Elektrodenkessel optimal in die Erzeugungslandschaft der Region integriert.

"Durch das modulare Erzeugungskonzept kann das Küstenkraftwerk höchst flexibel auf alle Anforderungen des Energiemarkts reagieren. Die in vier Blöcken zusammengefassten 20 Gasmotoren sind in weniger als fünf Minuten auf Volllast. Jeder einzelne Motor ist individuell regelbar und für mehrere Starts pro Tag ausgelegt. So können wir jederzeit auf wechselnde Bedarfe reagieren“, freut sich auch Dr. Jörg Teupen, Vorstand Technik und Personal der Stadtwerke Kiel AG, dass es nun endgültig auf dem Ostufer losgehen kann.

Mit Hilfe der Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt das Küstenkraftwerk gleichzeitig Strom und Wärme. Dies führt zu einem hohen Wirkungsgrad, 45 Prozent thermisch und 45 Prozent elektrisch, sowie einer effizienten Primärenergienutzung von insgesamt über 90 Prozent. Aufgrund dieses hohen Wirkungsgrades sowie der vorteilhaften Umwelteigenschaften des Energieträgers Erdgas wird das neue Kraftwerk über 70 Prozent weniger CO2 ausstoßen als das Vorgängerkraftwerk.

In Zeiten, in denen Strom an der Börse profitabel verkauft werden kann, jedoch kein Bedarf im Fernwärmenetz besteht, wird die im Küstenkraftwerk parallel erzeugte Wärme im 60 Meter hohen Wärmespeicher zwischengelagert. Darüber hinaus unterstützt der Speicher den Einsatz des Elektrodenkessels. Vergleichbar mit einem "Durchlauferhitzer“ erzeugt der E-Kessel aus Strom heißes Wasser für die Wärmeversorgung – etwa dann, wenn es im Stromnetz zu einem Überangebot durch große Mengen an Windenenergie kommt. Hierfür stehen 35 MW Leistung zur Verfügung. Der Elektrodenkessel nimmt auch am Regelenergiemarkt teil und trägt so zur Stromnetzstabilität bei. Über den Regelenergiemarkt gleicht der Übertragungsnetzbetreiber Differenzen zwischen erzeugtem und verbrauchtem Strom aus.

Im Zusammenspiel mit dem Wärmespeicher kann auch bei geringer Wärmeabnahme das im E-Kessel erzeugte heiße Wasser zwischengelagert werden. Der 60 Meter hohe Wärmespeicher fasst 42.000 Kubikmeter Wasser, wobei 30.000 Kubikmeter das Nutzvolumen darstellen. Die restlichen 12.000 Kubikmeter drücken auf das 115 Grad heiße Wasser, damit es wie in einem Schnellkochtopf nicht verdampft. So können mehr als 1.500 Megawattstunden (MWh) Wärme zwischengelagert werden. Mit dem gespeicherten heißen Wasser ist es möglich, die Versorgung der über 70.000 Fernwärmekunden bis zu acht Stunden zuverlässig zu gewährleisten.

Auch Oberbürgermeister Ulf Kämpfer äußert sich erfreut: „Von der Idee bis zum heutigen Baubeschluss war es ein langer, manchmal schwieriger Weg. Ich bin stolz darauf, wie Stadtwerke, MVV und Landeshauptstadt Kiel dieses Zukunftsprojekt gemeinsam auf den Weg gebracht haben.“

"Das Küstenkraftwerk ist die wichtigste Investitionsentscheidung der Stadtwerke Kiel der letzten Jahrzehnte und wohl auch die wichtigste Entscheidung für die nächsten Jahrzehnte", unterstrich der Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke Kiel, Dr. Georg Müller, die Bedeutung des jetzigen Baubeschlusses. "Das ist Verantwortung und Verpflichtung zu gleich – im Interesse einer nachhaltigen Energieversorgung für die Landeshauptstadt Kiel."

Der Neubau umfasst ein Gesamtinvestitionsvolumen von rund 290 Millionen Euro. Damit ist das Gasmotorenheizkraftwerk das größte Investitionsprojekt in der Geschichte der Stadtwerke Kiel. Bereits Ende September hatte der Aufsichtsrat die Neustrukturierung der gesamten Unternehmensfinanzierung der Stadtwerke Kiel genehmigt. Diese beinhaltet neben der Umschuldung von Altkrediten, der Finanzierung von Investitionen in das Stammgeschäft auch Darlehen, mit denen das Gasheizkraftwerk finanziert werden soll. Den größten Beitrag zur Finanzierung steuert mit 105 Millionen Euro die Europäische Investitionsbank (EIB) bei. Der Kredit der EU-Bank ist über Garantien aus dem "Europäischen Fonds für Strategische Investitionen" (EFSI) abgesichert. Der für Deutschland und EFSI zuständige EIB-Vizepräsident Ambroise Fayolle unterstrich: "Eine nachhaltige, wettbewerbsfähige und sichere Energieversorgung in Europa zählt zu den vorrangigen Zielen der Europäischen Union. Die EU-Bank fördert im Rahmen der europäischen Investitionsoffensive gezielt Energielösungen, die den Klimaschutz mit Hilfe innovativer Technologie verbessern. Deshalb begrüße ich ausdrücklich unsere Kooperation mit den Stadtwerken Kiel im Zuge dieses EFSIProjekts."

Hierzu der für die Energieunion zuständige Vizepräsident der EUKommission, Maroš Šefčovič: "Öffentliche Mittel können und sollen private Investitionen nicht ersetzen, aber sie können besonders im Bereich Energie einen Teil des Risikos übernehmen und dadurch ein günstigeres Investitionsumfeld schaffen. Ich begrüße daher die Entscheidung der Europäischen Investitionsbank, die Küstenkraftwerks K.I.E.L zu unterstützen, die wesentlich zu Deutschlands Energiewende und Europas Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft beiträgt."

Weitere Darlehen erhält der Energieversorger von der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) und einem Konsortium kommerzieller Banken.

Maßgeblicher Baustein für die Wirtschaftlichkeit des Gasmotorenheizkraftwerks ist die Förderung aus dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG). Hocheffiziente Anlagen, die im Rahmen der Kraft-Wärme-Kopplung gleichzeitig Strom und Wärme produzieren, erhalten aus klimapolitischen Gründen eine Förderung. Nach abschließender beihilferechtlicher Prüfung der EU-Kommission steht die Notifizierung der Fördersätze des KWKG 2016 fest. Dies sorgt nun endgültig für die Planungssicherheit des Projekts.

Bereits während der Planungsphase erhielten die Kieler Stadtwerke für das beeindruckende technische Konzept zwei Innovationspreise. Im vergangenen Jahr das "Top 100"-Siegel für eines der innovativsten Unternehmen des deutschen Mittelstandes – eine Auszeichnung für die ganzheitliche Planung und das technische Konzept des Küstenkraftwerks. Zudem ist der Energieversorger in diesem Sommer mit dem "COGEN Europe 2016 Recognition Award" für Marktentwicklung gewürdigt worden.

"Wir sind stolz auf diese Preise. Und dass das Gasmotorenheizkraftwerk auch internationale Beachtung findet, beweist uns noch einmal, dass wir mit der ganzheitlichen Planung und dem technischen Konzept den richtigen Kurs gewählt haben", betont Stadtwerke-Chef Meier.

Die maßgeblichen Verträge für das Kraftwerksprojekt wurden bereits im August vergangenen Jahres unterschrieben. Hiermit erklärten die Stadtwerke ihre Absicht, das Gasmotorenheizkraftwerk mit dem Generalunternehmer Kraftanlagen München (KAM) und den Jenbacher Gasmotoren von GE zu bauen.

"Diese Absicht wird nun Realität. Wir starten jetzt zeitnah mit der Errichtung des Kraftwerks, sodass wir ab Herbst 2018 Kiel mit Fernwärme und Strom aus dem Küstenkraftwerk K.I.E.L. versorgen. Bei der Umsetzung stehen wir jetzt vor einer großen, aber vor allem reizvollen und spannenden Aufgabe", unterstreicht Teupen abschließend.

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