Schäden an PV-Anlagen
Wie erkenne ich die Ursache von Störungen meiner PV-Anlage?
Solaranlagen liefern über viele Jahre hinweg zuverlässig Strom – zumindest im Normalfall. Trotzdem sind Funktionsfehler oder Störungen auch bei Qualitätsprodukten nicht völlig ausgeschlossen. Lesen Sie hier, wie Sie die Ursachen eventueller Probleme erkennen und was dann zu tun ist.

Oft genügt schon ein Blick auf die Monitoring-App
Der Wechselrichter ist die Schaltzentrale Ihrer PV-Anlage, denn er registriert und steuert die Stromflüsse des Gesamtsystems. Über eine Monitoring-App, beispielsweise durch das MVV Energiemanagementsystem, liefert er Ihnen in Echtzeit die Leistungsdaten Ihrer PV-Anlage und informiert Sie über eventuelle Abweichungen. In vielen Fällen erkennt der Wechselrichter auch die Ursache der Störung, zum Beispiel bei
netzseitigen Abweichungen (Spannung, Frequenz, Phasenausfall)
DC-seitigen Abweichungen (Stringunterbrechung, Überspannung, Isolationsfehler)
geräteinternen Problemen (Überhitzung, Lüfterdefekt, Relaisfehler)
Kommunikationsstörungen (kein Internet, keine Verbindung zu Smart Meter / Datenlogger)
Ältere Geräte zeigen meist nur kurze Fehlercodes an, die in einem Handbuch nachgeschlagen werden müssen. Moderne Wechselrichter formulieren die Probleme dagegen präzise aus – oft inklusive Handlungsempfehlung. Sinngemäß zum Beispiel so: „Netzspannung außerhalb der Toleranz – kein Handlungsbedarf, Gerät startet automatisch neu.“ oder „Lüfterfehler – Serviceeinsatz erforderlich.“ Folgen Sie dann einfach den Anweisungen Ihrer Monitoring-App.
Tipp: Falls eine Fehlermeldung den Wechselrichter selbst betrifft und Ihr Solarteur nicht sofort erreichbar ist, kann es Sinn machen, den Hersteller direkt zu kontaktieren. Viele Wechselrichter-Hersteller haben eine deutsche Support-Hotline, die Ihnen möglicherweise dabei helfen kann, kleinere Probleme selbst zu beheben.
Welche Störungsursachen zeigt eine Monitoring-App nicht an?
Störungen, die keine eindeutig messbare technische Ursache haben, erkennt der Wechselrichter zwar. Die Fehlermeldung ist dann jedoch eher unspezifisch. Mögliche Ursachen sind dann beispielsweise
- Allgemeine Hardware- oder Elektronikdefekte
z. B. ein Schaden an der Leistungselektronik, Kondensatoren oder Steuerplatinen. Der Wechselrichter erkennt zwar, dass etwas nicht funktioniert, kann aber nicht sagen, was genau. - Intermittierende (sporadische) Fehler
z. B. ein Wackelkontakt, lose Klemmstelle oder Kabelbruch, der nur zeitweise auftritt. Die Messwerte springen, doch eine eindeutige Ursache wird nicht angezeigt. - Externe Einflüsse ohne klare Signatur
z. B. starke Verschattung, Verschmutzung, Schnee oder Moduldefekte. Der Wechselrichter erkennt nur „zu geringe Leistung“, aber nicht die konkrete Ursache. - Kombinierte Fehlerbilder
Wenn mehrere Ursachen gleichzeitig wirken (z. B. Netzspannung schwankt und Stringstrom bricht ein), ist oft nicht klar, welche der Hauptgrund ist. - Alterungserscheinungen
z. B. schleichende Degradation von Modulen oder Elektronik. Keine „Störung“ im engeren Sinn, aber die Leistung sinkt. Der Wechselrichter meldet lediglich „zu wenig Ertrag“ oder gar nichts.
Was in solchen Fällen zu tun ist? Ein Blick aufs Dach kann bereits helfen, das Problem einzugrenzen.
Welche Störungsursachen kann ich bei einer Sichtprüfung erkennen?
Wenn Ihr Monitoring einen nicht näher spezifizierten Leistungsverlust registriert, liegt das Problem meistens auf dem Dach. Deshalb sollte zunächst eine Sichtprüfung der Module durchgeführt werden. Prüfen Sie Module dabei auf:
Verschmutzungen: zum Beispiel durch Staub, Pollen, Moos oder Vogelkot. Führen Sie dann, falls notwendig, eine fachgerechte Reinigung durch.
Mikrorisse: Feine Risse, die beim Transport oder durch Witterungseinflüsse entstehen – besonders bei minderwertigen Modulen. Da sie irreparabel sind, müssen betroffene Paneele leider ausgetauscht werden.
Hotspots: Punktuelle Beschädigungen von Solarzellen, die in der Regel ebenfalls einen Austausch des Moduls erfordern. Man erkennt sie an einer braun-gelblichen Verfärbung der betroffenen Zellen, ähnlich einem Brandfleck.
Verfärbungen der EVA-Folie: Gelbliche oder milchige Verfärbungen an der Einbettungsfolie der Solarzellen (Ethylen-Vinylacetat – EVA). Bei minderwertigen Modulen können diese z. B. durch Oxidation oder Vergilbung entstehen. Je nach Grad der Eintrübung muss das komplette Modul ersetzt werden.
Delamination der EVA-Folie: Stellenweise Ablösungen der Schutzfolie, wodurch Luft und Wasser eindringen können. Wenn es dadurch zu Folgeschäden kommt, bleibt nur der Austausch des Moduls.
Lose oder korrodierte Kontakte: Beeinträchtigungen an den Steckverbindungen, zum Beispiel durch Witterungseinflüsse. In der Regel lassen sie sich beheben, ohne dass ein Modulaustausch erforderlich ist.
Neue Verursacher von Verschattung: Zum Beispiel ein nachgewachsener Baum. Falls sich der unerwünschte Schattenspender nicht entfernen lässt, sollte ein Fachbetrieb prüfen, ob mögliche Folgeschäden drohen (z. B. Hotspots).
Falls Sie die Sichtprüfung selbst durchführen: Unternehmen Sie keine waghalsigen Kletterpartien und Finger weg von stromführenden Teilen!
Was mache ich, wenn keine Störungsursache erkennbar ist?
Manche Schäden an einer Solaranlage sind weder für das Monitoring des Wechselrichters noch für das bloße Auge erkennbar. Um dann trotzdem zu einer klaren Diagnose zu kommen, kann ein Solarteur verschiedene Spezialmessungen durchführen – zum Beispiel:
Thermografie: Schnell durchführbare Kontrolle mittels Infrarotkamera zur Identifizierung von Hotspots, Zellschäden oder Kontaktproblemen (z. B. lockere Klemmen, defekte Bypassdioden).
Messung der Elektrolumineszenz (EL): Tiefergehende Analyse zur Erkennung von Zell- und Modulfehlern (Mikrorisse, Zellbrüche, Kontaktprobleme). Die Zellen werden dabei bestromt und durch die ausgesandte Strahlung sichtbar gemacht.
Messung der Strom-Spannungs-Kennlinie (IV-Kurve): Erfassung des elektrischen Verhaltens eines Moduls oder Strings (Kurzschlussstrom, Leerlaufspannung, Maximum Power Point – MPP). Abweichungen von der Sollkurve weisen auf Leistungsdegradation, Teilverschattung oder Defekte hin.
Isolationsmessung: Überprüfung der elektrischen Isolation zwischen Stromkreisen und Erdpotential. Dient der Identifizierung unsichtbarer Kabel- oder Moduldefekte, die zu Erdschluss oder Sicherheitsrisiken führen können.
Flash-Test: Prüfung der Modulleistung unter Standard-Testbedingungen (Standard Test Conditions – STC). Dient zur exakten Leistungsmessung, z. B. bei Abnahmeprüfungen oder zur Beweisführung bei Garantie- und Gewährleistungsfällen.
Welche dieser Messfahren in welchem konkreten Fall sinnvoll sind, weiß Ihr Fachbetrieb.
Auch wenn keine Störung vorliegt: öfter mal aufs Dach schauen.
Wenn Ihre Monitoring-App keine Leistungsverluste oder andere Störungen meldet, heißt das nicht automatisch, dass alles in bester Ordnung ist. Denn manche Kleinigkeiten – wie leichte Verschmutzungen oder Verschattungen – sind vielleicht noch kein akutes Problem, können es aber mit der Zeit werden. Schauen Sie deshalb hin und wieder nach, wie es auf Ihrem Dach aussieht. Und um auf Nummer sicher zu gehen, halten Sie möglichst die empfohlenen Wartungsintervalle ein.
Fazit
PV-Anlagen sind allgemein nicht besonders störanfällig. Trotzdem können Unregelmäßigkeiten und Schäden auftreten, für die unterschiedlichste Ursachen in Frage kommen. Oft erkennt bereits der Wechselrichter bzw. das Monitoring, wo das Problem liegt. In anderen Fällen schafft eine Sichtprüfung Klarheit. Manche Schäden lassen sich jedoch nur mittels spezieller Messverfahren feststellen, die Ihr Solarteur durchführen kann.
Wenn Sie Kundin oder Kunde der MVV sind, hilft Ihnen unser Serviceteam bei Störungen jeder Art weiter. Nehmen Sie einfach Kontakt zu unserem Expertenteam auf.