10. Dezember 2019 | MVV

Energiewende in Deutschland kommt voran

Mannheimer Energieunternehmen MVV zeichnet positives Bild und will selbst bis - spätestens - 2050 klimaneutral sein

MVV-Chef Dr. Georg Müller mahnt zu mehr Tempo und Mut an und fordert „belastbaren Fahrplan für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien“ – Prognose erfüllt: Operatives Ergebnis fast auf Vorjahresniveau

Das Mannheimer Energieunternehmen MVV Energie AG (WKN: A0H52F, ISIN: DE000A0H52F5) zeichnet „bei aller berechtigter Kritik“ ein positives Bild der Energiewende. „Die Energiewende in Deutschland kommt voran. Die Energiewirtschaft erfüllt als einziger Sektor in Deutschland die Klimaschutzziele für 2020“, betonte der MVV-Vorstandsvorsitzende Dr. Georg Müller auf der diesjährigen Bilanz-Pressekonferenz des Unternehmens am Dienstag in Frankfurt. Gleichzeitig forderte Dr. Müller einen belastbaren  Fahrplan für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien, um deren Anteil in Deutschland wie beschlossen bis 2030 auf 65 Prozent zu erhöhen. Dazu müsse insbesondere die Blockade bei der Windkraft an Land überwunden und ein verlässlicher Rahmen für den beschlossenen Kohleausstieg geschaffen werden. Dr. Müller: „Lippenbekenntnisse oder bloßer Wettbewerb um Ziele sind nicht ausreichend. Wir brauchen mehr Tempo und mehr Mut.“ Für das eigene Unternehmen kündigte der MVV-Chef an, mit seiner konsequent auf Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Strategie bis – spätestens – 2050 klimaneutral zu sein.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 (1. Oktober 2018 – 30. September 2019) hat MVV die eigenen wirtschaftlichen Zielvorgaben erreicht. „Gestartet mit einem wirklich schlechten 1. Quartal und beendet mit dem besten 4. Quartal, das wir seit langem hatten“, lag das operative Ergebnis der Unternehmensgruppe nach den Worten von Dr. Müller am Ende mit 225 Millionen Euro fast auf Vorjahresergebnis von 228 Millionen Euro. „Und das trotz eines mehrmonatigen Ausfalls unseres Biomassekraftwerks im englischen Ridham Dock sowie positiver Einmaleffekte im Vorjahr, die natürlich 2019 nicht zu wiederholen waren.“ Gestützt wurde dieses Ergebnis vor allem durch eine verbesserte Projektentwicklung erneuerbarer Energien und durch ein kontinuierliches Kostenmanagement über alle Geschäftsbereiche hinweg. Dr. Müller: „Unter dem Strich war 2019 für MVV ein gutes Jahr.“

Die Umsatzerlöse sind von 3,9 auf 3,7 Milliarden Euro zurückgegangen. Dieser erwartete geringfügige Rückgang ist im Wesentlichen auf eine Änderung der Rechnungslegung nach den International Financial Reporting Standards (IFRS 15) und damit nicht auf operative Effekte zurückzuführen. Danach sind die Marktprämien nicht mehr brutto sondern netto auszuweisen, was branchenweit zu einer ergebnisneutralen Saldierung von Umsatzerlösen und Materialaufwand bei den vermarkteten erneuerbaren Energie führt. „Wir haben also“, so der MVV-Chef, „keinen guten, keinen ergebniswirksamen Umsatz verloren“.

Das Vorsteuerergebnis Adjusted EBT ging weitgehend analog zum EBIT auf 168 Millionen Euro zurück. Aufgrund geringerer Ertragsteuern konnte das Unternehmen dennoch seinen bereinigten Jahresüberschuss nach Fremdanteilen um 4 auf 98 Millionen Euro steigern. Das bereinigte Ergebnis je Aktie betrug damit 1,49 nach 1,43 Euro im Vorjahr.

MVV wächst mit Neuen Energien

Die weiter gestiegene Bedeutung der erneuerbaren Energien für die wirtschaftliche Entwicklung der MVV wird beim Blick auf die einzelnen Berichtssegmente deutlich. So konnte die Unternehmensgruppe ihr Ergebnis mit den „Neuen Energien“ im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 bei nahezu konstantem Umsatz um 21 Prozent auf 109 Millionen Euro steigern. „Unsere Projektentwicklung im Bereich der erneuerbaren Energien hat wieder Fahrt aufgenommen“, betonte Dr. Müller, „vor allem das internationale Geschäft“. Als Beispiele nannte er zwei Projekte der Tochtergesellschaft Juwi: einen 123-MW-Solarpark im US-Bundestaat Colorado sowie ein Solarprojekt in Griechenland mit mehr als 200 MW.

Trotz des in Deutschland nahezu zum Erliegen gekommenen Ausbaus der Windkraft an Land konnten Juwi sowie der zweite MVV-Projektentwickler Windwärts gleichzeitig ihre Projekt-Pipeline erfolgreich erweitern „Insgesamt konnten wir 2019“, so Dr. Müller, „Erneuerbare-Energien-Anlagen mit einer Leistung von 460 MW ans Netz bringen.“ Da sich auch das Umweltgeschäft mit der thermischen Verwertung von Abfällen und Biomassen, das im abgelaufenen Geschäftsjahr den Turbinenschaden in Ridham und geplante Revisionen durch eine gute Preisentwicklung wettmachen konnte, weiterhin als Wachstumsmotor zeigt, geht die MVV auch im laufenden Jahr von einem weiteren Ergebnisanstieg bei den „Neuen Energien“ aus.

Positiver Ausblick, hohe Ausschüttungsquote

Angesichts der stabilen Entwicklung in den Vertrieben, der Kraft-Wärme-Kopplung und den Netzen erwartet die MVV für 2020 im Vorjahresvergleich insgesamt sowohl beim operativen Ergebnis als auch beim Umsatz einen leichten Anstieg. Dr. Müller: „Das ist erneut ein ehrgeiziges Ziel. Aber die gesamte Unternehmensgruppe legt sich dafür ins Zeug, diese Prognose Wirklichkeit werden zu lassen. Die ersten Wochen fielen ganz ermutigend aus.“

Bei der Dividende setzt das Unternehmen weiterhin auf Kontinuität für seine Aktionäre. Für 2019 schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der am 13. März 2020 in Mannheim stattfindenden Hauptversammlung eine unveränderte Dividende in Höhe von 90 Cent je Aktie vor. Das entspricht erneut einer hohen Ausschüttungsquote von 61 Prozent.

Fahrplan für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien gefordert

Vor dem Hintergrund der aktuellen energie- und klimapolitischen Diskussionen hat der MVV-Vorstandsvorsitzende von der Politik „mehr Tempo und mehr Mut“ sowie einen belastbaren Fahrplan für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien gefordert. Um das ambitionierte Klimaziel, den Anteil der erneuerbaren Energien in der Stromversorgung bis 2030 auf 65 Prozent zu steigern, erreichen zu können, müsse insbesondere der ins Stocken geratene Ausbau der Windkraft an Land wieder angekurbelt werden. Deshalb sprach sich Dr. Müller gegen die diskutierten Abstandsregeln sowie für eine Beschleunigung und Vereinfachung der Genehmigungsverfahren in Deutschland aus: „Auf die Windenergie an Land können wir in Deutschland nicht verzichten.“

Ein forcierter Ausbau der erneuerbaren Energien ist nach den Worten des MVV-Chefs auch Grundvoraussetzung für den beschlossenen Kohleausstieg, den die MVV ausdrücklich begrüßt. Jetzt gehe es um eine konsensuale Lösung für diesen schrittweisen Ausstieg. Dr. Müller unterstützt dabei im Grundsatz das in dem Kohleausstiegsgesetz enthaltene marktorientierte Ausschreibungsverfahren, warnte jedoch vor einer energiewirtschaftlichen Einteilung Deutschlands in eine Nord- und Südregion, die zu einer Diskriminierung der Kraftwerke südlich der Mainlinie führen würde. Gleichzeitig lehnte er die ab 2027 vorgeschlagenen entschädigungsfreien Abschaltungen als harten Eingriff in bestehende Eigentumsrechte ab: „Als Exportnation sollten wir solche Schritte vermeiden.“

Als noch unzureichend bezeichnete der MVV-Vorstandsvorsitzende die Beschlüsse für die Höhe eines künftigen CO2-Preises. So richtig es sei, auch die Sektoren Verkehr und Gebäude in die Bepreisung einzubeziehen und damit ein einheitliches Regime der Klimapolitik zu schaffen, so könne der vorgesehene CO2-Preis noch keine tatsächliche Steuerungswirkung entfalten. Parallel müsse auch der Strompreis bei Steuern und Abgaben entlastet werden, damit am Ende nicht die Stromkunden die Zeche allein zahlen müssen. Dr. Müller: „Deshalb muss der Zusammenhang zwischen Be- und Entlastung im Auge behalten werden. Für die Energiewende brauchen wir auch eine soziale Balance.“

Klimaneutralität bis – spätestens – 2050

Die Unternehmensgruppe selbst will bis – spätestens – 2050 klimaneutral sein. Dabei stehen für MVV der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Verringerung der eigenen CO2-Emissionen im Vordergrund. „Klimaschutz ist nicht nur eine der zentralen Aufgaben unserer Generation“, unterstrich MVV-Chef Dr. Müller. „Klimaschutz ist harte Arbeit und muss Schritt für Schritt umgesetzt werden.“ In diesem Sinne sei Klimaneutralität mit einem Marathonlauf vergleichbar.

Als Meilensteine auf diesem Weg bezeichnete Dr. Müller die Nachhaltigkeitsziele, die sich die Unternehmensgruppe bereits 2016 für den Zeitraum von zehn Jahren gesetzt habe. Danach will MVV die eigene Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien auf über 800 MW verdoppeln. Aktuell steht das Unternehmen bei 474 MW. In der Projektentwicklung will MVV bis 2026 insgesamt 10.000 MW erneuerbare Energien ans Netz bringen. Bisher wurden 1.882 MW erreicht. Gleichzeitig will das Unternehmen die jährlichen CO2-Einsparungen auf eine Million Tonnen erhöhen. Bisher liegt MVV bei einer Reduktion von 486.000 Tonnen CO2 pro Jahr.

Investitionen sind Basis für zukünftige Ergebnisse

Dazu wird das Unternehmen auch in den kommenden Jahren sein Investitionstempo hoch halten. So hat das Unternehmen 2016 Investitionen in Höhe von drei Milliarden Euro in zehn Jahren  angekündigt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 hat MVV 310 Millionen Euro davon realisiert, nach 290 Millionen Euro im Jahr davor. Im laufenden Geschäftsjahr will das Unternehmen nach den Worten seines Vorstandsvorsitzenden seine Investitionen noch einmal steigern. Schwerpunkte im letzten Jahr waren neben dem neuen Gasheizkraftwerk in Kiel – dem mit 290 Millionen Euro bisher größten Einzelprojekt der Unternehmensgeschichte – der Bau einer neuen thermischen Abfallverwertung im schottischen Dundee sowie die zukunftsorientierte Weiterentwicklung des Energiestandorts auf der Friesenheimer Insel im Mannheimer Norden. Hier investiert MVV rund 100 Millionen Euro, um unter anderen die Wärmeerzeugung aus der thermischen Abfallverwertung für die Fernwärme nutzbar machen und in das Wärmenetz einspeisen zu können. Dr. Müller: „Ein erster großer Meilenstein auf dem Weg zur Grünen Wärmeversorgung in Mannheim und in der Region.“

Der vollständige Geschäftsbericht 2019 steht im Internet unter www.mvv.de/investoren zur Verfügung. Hier finden Sie auch unser neues MVV Magazin 2019, in dem wir zeigen, wie wir gemeinsam mit unseren Kunden mit innovativen und zukunftsfähigen Produkten und Dienstleistungen das Energiesystem der Zukunft gestalten.

MVV in Zahlen

 GJ 2019GJ 2018% Vorjahr
Finanzielle Kennzahlen   
Bereinigter Umsatz ohne Energiesteuern (Mio Euro)3.6833.903- 6
Adjusted EBITDA1 (Mio Euro)409443- 8
Adjusted EBIT1(Mio Euro)225228- 1
    
Bereinigter Jahresüberschuss1 (Mio Euro)115111+ 4
Bereinigter Jahresüberschuss nach Fremdanteilen1 (Mio Euro)9894+ 4
Bereinigtes Ergebnis je Aktie1 (Euro)1,491,43+ 4
Dividendenvorschlag/Dividende je Aktie (Euro)0,900,900
    
Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit (Mio Euro)238331- 28
Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit je Aktie (Euro)3,605,03- 28
    
Bereinigte Bilanzsumme zum 30.9.2 (Mio Euro)4.4724.152+ 8
Bereinigtes Eigenkapital zum 30.9.2 (Mio Euro)1.5441.5500
Bereinigte Eigenkapitalquote zum 30.9.2 (%)34,537,3- 8
Nettofinanzschulden zum 30.9. (Mio Euro)1.3451.075+ 25
    
ROCE (%)7,98,5- 7
WACC (%)6,36,30
Value Spread (%)1,62,2- 27
Capital Employed (Mio Euro)2.8472.674+ 6
    
Investitionen (Mio Euro)310290+ 7
    
Nichtfinanzielle Kennzahlen   
Direkte CO2-Emissionen (Scope 1) (Tsd t)1.5451.5470
Netto-CO2-Einsparung (Tsd t)4864850
    
Installierte Leistung erneuerbare Energien (MW)474467+ 1
Anteil erneuerbare Energien an eigener Stromerzeugung (%)63630
Abgeschlossene Entwicklung neuer Erneuerbare-Energien-Anlagen (MW)4601.011- 55
    
Mitarbeiterzahl zum 30.9.6.1135.978+ 2
davon Frauen1.7561.701+ 3
davon Männer4.3574.277+ 2
Anteil Frauen bei den Führungskräften zum 30.9. (%)1514+ 7

 

Ohne nicht operativen Bewertungseffekt aus Finanzderivaten, ohne Strukturanpassung Altersteilzeit, ohne Ergebnis aus Restrukturierung und mit Zinserträgen aus Finanzierungsleasing

Ohne nicht operativen Bewertungseffekt aus Finanzderivate

 

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