Gepostet am: 12. Oktober 2022
6 Min

Unterwegs mit dem E-Auto

Die neue Gelassenheit: Anders Reisen mit E-Autos

Elektroautos sind ideal für das tägliche Pendeln zwischen Wohn- und Arbeitsort. Fernreisen sind mit E-Autos jedoch eine Herausforderung. Die Abenteuer der Pioniere aus den Frühzeiten der Elektromobilität muss aber niemand mehr befürchten. Heute sind große Distanzen gut zu bewältigen, wenn Sie ein paar Tipps berücksichtigen. Wie entspannt eine Reise gelingt, entscheidet sich bei der Planung.

Höchstleistung für Fahrer zum Urlaubsanfang sind passé

Der Wahnsinn früherer Jahre ist selten geworden. Dennoch beginnt eine Reise bisweilen in den frühen Morgenstunden oder direkt nach Schichtende. Die Eltern setzen sich hinters Steuer, fahren 18 Stunden am Stück bis nach Südspanien, Griechenland, Italien oder in die Türkei. Oft steigt der Druck nach einem Stau, weil man Tickets für eine Fähre hat. Dann ist es beruhigend, dass es überall genügend Tankstellen gibt. Pausen sind ohnehin überbewertet. So ein Stress zum Urlaubsbeginn ist mit E-Autos fast unmöglich.

Ladeleistung bis 43 Kilowattstunden sind die Regel

Aber natürlich gibt es Autofahrer, die weit über 500 Kilometer am Tag fahren müssen. Für diese Zielgruppe sind E-Autos der Oberklasse mit einer Schnellladetechnik ausgestattet, die über Schnellladesäulen bis zu 350 Kilowattstunden (kWh) Gleichstrom für 300 bis 400 Kilometer in unter 20 Minuten laden können. Solche Höchstleistungen sind mit einem durchschnittlichen E-Auto noch nicht möglich. Selbst bei einer leistungsfähigen Bordladetechnik sind 22 bis 43 kWh an einem Ladepunkt mit Wechselstrom eher die Regel. Wer eine Reise mit einem solchen E-Auto richtig plant, braucht etwas mehr Zeit als früher.

Nach 400 Kilometern eine Ladepause einlegen

Die meisten E-Fahrzeuge sind zwar bereits mit einem Typ 2-Stecker ausgerüstet, der dreiphasig mit 440 Volt Spannung eine Schnellladeleistung bis 43 kWh Wechselstrom gestattet. Aber auch mit dieser Geschwindigkeit dauert das Laden bei einer Batterie mit 60 kW Kapazität - abhängig zudem von der Außentemperatur - über 1,5 Stunden.

Und je nachdem, wie schnell man fährt, braucht ein E-Auto zwischen 15 und 25 kWh pro 100 Kilometer. Denn die Reichweite hängt entschieden von der Fahrweise ab. Wenn Sie lediglich 100 Stundenkilometer (km/h) fahren, ist die Reichweite um bis zu einem Drittel höher als bei 150 km/h. Dann muss das Auto nach 400 oder schon nach weniger als 300 Kilometer wieder an einen Ladepunkt.

Pause für die Technik und die Urlauber – idealerweise auf einer gut ausgestatteten Raststätte. Dass man eine solche tatsächlich erreicht, hängt vom eingesetzten Navigationsgerät oder der vorherigen Planung ab. In einigen von den Herstellern eingebauten Navigationsgeräten gelingt die Routenführung bereits unter Berücksichtigung der verfügbaren Ladepunkte entlang der Strecke. Dann muss diese Ladestation aber einerseits frei und andererseits auch in Betrieb sein. Sonst steigt die Reichweitenangst im Fahrer auf, ob der Strom noch bis zu einer Ausweichstation reicht.

Reichweitenangst mit Apps und Planung eindämmen

Diese Situation wünschen sich weder der Fahrer oder die Fahrerin noch die Mitreisenden. Verhindern lässt sie sich mit einer gründlichen Planung möglichst ein paar Tage vor Fahrtantritt. Zwischen Start und Ziel sollten Sie jeweils Ladepunkte raussuchen, bei denen es etwas zu besichtigen gibt oder etwa Sportangebote vorhanden sind. Hilfreich bei der Planung ist zum einen eine vorherige Internetrecherche: Welche interessanten Städte, Sehenswürdigkeiten oder Rasthöfe mit Spielplätzen liegen entlang der Reiseroute? Passende (Schnell-)Ladepunkte kann man sich hier auch online oder über eine Smartphone-App vorab raussuchen - beispielsweise unsere MVV eMotion App. Wichtig ist hier nur, dass man immer auch eine alternative Ladesäule im Blick hat, falls der Zielladepunkt gerade besetzt oder außer Betrieb sein sollte. Einige Automobilclubs offerieren zudem in Kooperation mit europaweit agierenden Ladesäulenbetreibern Ladekarten, mit denen Sie vom Nordkap bis nach Sizilien an bald 300.000 öffentlichen Ladepunkten laden und bezahlen können.

Wichtig! Beachten Sie vor der Planung der Ladestopps bitte auch Ihre Fahrweise und Ihre Erfahrungswerte mit dem Verbrauch Ihres E-Autos.

Ladestopps mit Freizeitspaß verbinden

Planen Sie immer einen Sicherheitspuffer ein. Wenn Sie wissen, dass Sie 300 Kilometer sicher mit einer Vollladung bewältigen und dann noch etwa 50 Kilometer Reichweite haben, sollten Sie die Stopps immer nach 300 Kilometer einplanen. Wenn Sie sich entschieden haben, an welcher Ladestation Sie anhalten wollen, checken Sie etwa fünf bis zehn Minuten vor der Ankunft, ob der Ladepunkt auch frei ist. Die meisten Anbieter öffentlicher Stationen bieten Apps an, die Ihnen in Echtzeit die freien Ladepunkte anzeigen. Die neue Gelassenheit beim Reisen mit E-Autos stellt sich ein, wenn Sie die Ladestopps mit einem kleinen Freizeitvergnügen verbinden. Planen Sie also Ladestopps beispielsweise in Städten entlang der Route. An einigen Sehenswürdigkeiten befinden sich bereits Ladepunkte. Auch immer mehr Hotels, Freizeitparks, Supermärkte und Einkaufszentren halten Ladestationen für ihre Gäste vor. Vor allem wenn Sie mit Kindern reisen, werden Sie vermutlich sowieso öfter anhalten. Dann ist es für die Kleinen ohnehin gut, wenn in der großen (Lade-)Pause auch ein wenig Action geboten wird.

Fazit: Reisen mit dem E-Auto entschleunigt den Urlaub

Das Reisen mit einem durchschnittlichen E-Auto ist anders. Mit etwas Vorplanung fahren Sie sicher zu Ihren Ladestopps, ohne dass Sie die Reichweitenangst belastet. Natürlich dauert die Anreise etwas länger. Bei zwei Ladestopps sind Sie dann mitunter schon den ganzen Tag unterwegs. Aber die Entschleunigung hat auch Vorteile. So werden Sie auch mit schönen Erlebnissen belohnt, die Sie bereits entlang Ihrer Reise haben werden. So wird der Anreisetag zum ersten Urlaubstag.

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