27. Februar 2020 | Energieversorgung Offenbach AG

Wachstum mit Rechenzentrum und Windkraft

EVO-Vorstandschef Meier: Investitionen von 250 Millionen Euro / Ergebnis steigt abermals / Plus von 23 Prozent

Die Energieversorgung Offenbach AG (EVO) will in den nächsten Jahren mit dem Betrieb eines Rechenzentrums und dem Ausbau der Windkraft weiter wachsen. Die Bauarbeiten für das EVO-eigene Datacenter in Offenbach laufen gegenwärtig auf vollen Touren, der neue Windpark der EVO soll noch in diesem Sommer den Betrieb aufnehmen, wie der EVO-Vorstandsvorsitzende Dr. Christoph Meier vor Journalisten bei der Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens berichtete.

„Insgesamt umfassen unsere Projekte bis zum Ende des Jahres 2022 eine Gesamtinvestitionssumme von mehr als 250 Millionen Euro“, machte der EVO-Vorstandsvorsitzende deutlich. Er wertete dies als klares Statement für die Leistungsstärke und Innovationskraft der EVO. Sein Fazit zur Bilanz: „Wir sind auf einem sehr guten Weg und packen Großprojekte an. Mit unseren grünen Ideen schreiben wir schwarze Zahlen. Unsere Strategie stimmt – daher können wir auch für die nächsten Jahre eine positive Prognose zum Geschäftsverlauf stellen.“

Das Rechenzentrum entsteht auf dem Werksgelände in Offenbach – und damit in unmittelbarer Nähe zum weltweit größten Internetknotenpunkt DE-CIX auf der Frankfurter Mainseite. Als Standortvorteil habe sich zudem das EVOeigene Umspannwerk am Stammsitz erwiesen, hob der Vorstandsvorsitzende hervor. „Damit ist nicht nur die schnelle Anbindung an die weltweiten Datenströme gesichert, sondern auch die notwendige zuverlässige Versorgung mit elektrischer Energie.“ Dem Baubeginn vorausgegangen waren Planungen über einen Zeitraum von mehr als vier Jahren.

Die Errichtung des Rechenzentrums ist in mehreren Bauphasen geplant, der erste Teilabschnitt soll im Oktober 2020 den Betrieb aufnehmen. Für das Projekt hat die EVO mit zwei Partnern das Joint-Venture „Main DC Offenbach GmbH“ gegründet, woran die EVO 50 Prozent der Anteile hält. Die Vantage Data Centers als international agierender Betreiber von Rechenzentren hält 40 Prozent der Anteile. Die DC Datacenter Group zeichnet für die Planung undErrichtung des Rechenzentrums verantwortlich. Dieses Unternehmen verfügt über zehn Prozent der Geschäftsanteile.

Das Investitionsvolumen für das Rechenzentrum beträgt 160 Millionen Euro. Das Bauwerk soll auf einer Grundfläche von 7.800 Quadratmetern entstehen und eine Brutto-Geschossfläche von 22.000 Quadratmetern haben. Den Planungen zufolge sind Räume für 3.300 Computer-Schränke vorgesehen. Die Grundsteinlegung ist für den 20. März geplant. Als Hauptredner hat Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir sein Kommen angekündigt.

Ebenfalls weit fortgeschritten ist der Bau des neuen Windparks im Main-Kinzig-Kreis, der gemeinsam mit den Kreiswerken Main-Kinzig für 35 Millionen Euro errichtet wird. Bisher betreibt die EVO 39 Windkraftanlagen. Bis September 2020 sollen auf der Gemarkung von Jossgrund sechs weitere Anlagen dazukommen, die durchschnittlich 50 Millionen Kilowattstunden sauberen Strom pro Jahr erzeugen. Diese Menge entspricht dem Bedarf von 14.000 Haushalten. Aktuell werden die ersten Türme der Windanlagen errichtet. Insgesamt kann die EVO mit ihrem selbst erzeugten Ökostrom rechnerisch rund 240.000 Menschen versorgen.

Mit der Geschäftsentwicklung der EVO zwischen Oktober 2018 und September 2019 zeigte sich Vorstandschef Dr. Meier mehr als zufrieden. Das operative Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) in der EVO-Gruppe ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,2 Millionen Euro auf 30,7 Millionen Euro gestiegen. Das entspricht einem Plus von 11,6 Prozent. Im Vorjahr betrug der Anstieg fünf Millionen Euro. Damit liegt die Steigerung des EBIT über die vergangenen zwei Jahre berechnet bei insgesamt fast 40 Prozent. Der Jahresüberschuss der AG ist ebenfalls gestiegen und beläuft sich auf 13,8 Millionen Euro (Vorjahr: 11,2 Millionen Euro). Das entspricht einem Plus von beinahe einem Viertel (23,2
Prozent).

„Unsere Finanzziele konnten wir zum Teil deutlich übertreffen“, berichtete der Vorstandsvorsitzende. Der Anstieg resultiert seinen Worten zufolge im Wesentlichen aus einem besseren Windgeschäft sowie Einsparungen aus einem Effizienzsteigerungsprogramm unter dem Titel „Aufwind“. „Wir sind stark, voller kreativer Ideen, absolut wettbewerbsfähig und packen mutig die Zukunft an.“ In den kommenden Jahren erwartet Dr. Meier zusätzliche Erträge aus den Wachstumsinvestitionen, wie etwa der thermochemischen Klärschlammbehandlung, dem neuen Windpark oder dem Rechenzentrum. Ungebrochen positiv entwickelt sich auch die EVO-Tochter „mobiheat“.

Die Bilanzsumme der EVO-Gruppe ist deutlich auf 595,8 Millionen Euro gestiegen. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 556,2 Millionen Euro. Die Umsatzerlöse bezifferte der EVO-Manager auf 368,8 Millionen Euro (Vorjahr: 366,5 Millionen Euro). Die Zahl der EVO-Beschäftigten ist mit 776 zum Stichtag 30. September 2019 leicht gesunken (minus 15). Die Aktionäre erhalten für das Geschäftsjahr 2019 eine deutliche höhere Dividende von 74 Cent je Aktie (Vorjahr: 61 Cent). Das heißt: Rund 6,6 Millionen Euro fließen jeweils an die beiden Hauptaktionäre – die MVV Energie AG und die Stadtwerke Offenbach Holding GmbH. Rund 500.000 Euro werden an die Anteilseigner aus dem Kreis der Belegschaft ausgeschüttet.

Technikvorstand Günther Weiß machte darauf aufmerksam, dass das Stromnetz in Stadt und Kreis Offenbach in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt und ausgebaut worden sei. Aktuell sind ihm zufolge rund 97 Prozent des Mittelspannungsnetzes und sogar 98 Prozent des Niederspannungsnetzes verkabelt – was die Gefahr von Ausfällen etwa durch Stürme deutlich reduziere. Weiß: „Erfreulicherweise wächst unsere Region seit Jahren nennenswert: Entsprechend steigt auch der Strombedarf – nicht nur durch den signifikanten Bevölkerungszuzug, sondern etwa auch durch die zunehmende E-Mobilität.“

In den nächsten Jahren solle daher die Leistungsfähigkeit des Netzes weiter erhöht werden; das Investitionsvolumen bis Ende des Kalenderjahres 2022 belaufe sich durch diese Bauvorhaben auf rund 35 Millionen Euro. Dabei handele es sich um Zusatzinvestitionen zum regulären Investitionsbudget für die Netze von rund zehn Millionen Euro pro Jahr. Es müssten zahlreiche Trassen gesichtet, Bauplanungen erstellt, die Zustimmung von Behörden erwirkt, Kabel verlegt und Umspannwerke verstärkt werden. „Wir arbeiten mit hohem Einsatz daran, die notwendige Infrastruktur für das weitere Wachstum bereitzustellen. Ein wichtiger Teil davon ist der Ausbau unseres Hochspannungsnetzes“, urteilte Weiß. Sämtliche Arbeiten verliefen bisher im Zeitplan.

Eine klare Position bezog der Vorstand zum Kohleausstieg: „In Deutschland besteht dazu ein klarer Konsens. Bis zum Ende dieser Dekade wollen wir daher unser Kohlekraftwerk am Offenbacher Nordring, das die Stadt mit Strom und Wärme versorgt, durch eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Alternative ersetzen.“ Nach Worten von Weiß „haben wir uns keine Denkverbote gesetzt. Wir werden uns für die beste Lösung entscheiden.“

Der EVO-Vorstand ließ keinen Zweifel daran, dass Offenbach als Kraftwerks-Standort unverzichtbar für die Versorgung der Bürger sei. Die Wärmeversorgung eines großen Teils der Immobilien in den vier Kommunen Offenbach, Dietzenbach, Neu-Isenburg/Gravenbruch und Heusenstamm sei nur mit größeren, zentralen Erzeugungsanlagen möglich. Die Modernisierung des Müllheizkraftwerks geht Weiß zufolge in die vorläufig letzte Runde. Nachdem die EVO in den vergangenen Jahren eine neue Rauchgasreinigung und eine hocheffiziente Turbine installiert hatte, baut das Unternehmen nun eine Anlage zur thermochemischen Behandlung von Klärschlämmen. „Mit dem Tiefbau haben wir bereits begonnen, mit der Fertigstellung rechnen wir für diesen Herbst“, sagte Weiß.

Voraussichtlich von April an werde die Verfahrenstechnik installiert – unter anderem die beiden 20 Meter langen Drehrohre mit ihrem Durchmesser von 2,50 Metern, in denen die Klärschlämme verbrannt werden. Die Investitionskosten für das gesamte Modernisierungsprojekt belaufen sich auf rund 40 Millionen Euro.

In der neuen Anlage sollen künftig 80.000 Tonnen Rohklärschlämme im Jahr angenommen und nach einem Trocknungsprozess verbrannt werden. Bisher wurden diese Klärschlämme als Dünger auf den Feldern ausgebracht. Die Folge: eine wachsende Belastung der Böden und des Grundwassers mit Nitraten und Schwermetallen. Durch die Verbrennung wird es nach Worten des EVO-Vorstands möglich sein, die heimischen Trinkwasserressourcen zu schonen. „Zugleich schaffen wir die Voraussetzungen dafür, in Zukunft den im Klärschlamm enthaltenen, wertvollen Pflanzennährstoff Phosphor zu verwerten“, führte Weiß weiter aus.

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