Alternative zu PV-Panels?
Solardachziegel: Technologie, Modelle, Kosten
Solardachziegel werden immer häufiger als Alternative zu klassischen Solarpanels gewählt. Wie ausgereift ist die Technologie? Welche Modelle werden angeboten, und mit welchen Kosten muss ich rechnen? Wir geben einen Überblick über die wichtigsten Vor- und Nachteile.
Wie funktionieren Solardachziegel?
Solarziegel sind Dachziegel aus Ton, Schiefer, Keramik oder Kunststoff, in die Photovoltaikzellen eingelassen sind. Die Idee wurde bereits 1993 zum Europäischen Patent angemeldet; damals wurden die Solarzellen noch auf herkömmliche Tonziegel aufgeklebt. Bei den heute verfügbaren Ziegeln werden die PV-Zellen dagegen in eigens gefertigte Vertiefungen eingesetzt. Darüber hinaus gibt es Modelle aus Quarzglas, bei denen die Solarzellen selbst den kompletten Ziegel bilden.
Technologisch funktionieren Solardachziegel, unabhängig von der Ausführung, genauso wie herkömmliche Solarpanels. Die PV-Zellen gewinnen Gleichstrom aus Sonnenlicht, der dann mithilfe eines Wechselrichters in haushalts- und netztauglichen Wechselstrom umgewandelt wird. Unterschiede zur klassischen PV-Anlage bestehen also vor allem in der Optik und den Kosten.
Gibt es für jedes Dach passende Modelle?
Die Auswahl an Dachziegeln und Dachpfannen mit integrierter PV-Technik ist mittlerweile sehr umfangreich. Nahezu jede gängige Form, Größe und Farbe ist bei zahlreichen Anbietern erhältlich. Die häufigsten Basismaterialien sind Ton, Keramik und verschiedene Kunststoffe. Auch Schiefer und Glasmodelle werden von einigen Herstellern produziert. Individuelle Zuschnitte und Färbungen sind ebenfalls möglich, wobei einmalige Zusatzkosten entstehen, die erst ab höheren Stückzahlen vertretbar sind. Eine Option wäre z.B., sich hierfür mit mehreren Haushalten in einem Neubaugebiet zusammenzutun.
Mit welchen Kosten muss ich rechnen?
Der prozentuale Preisunterschied zwischen einer Solardachziegel-Installation und einer herkömmlichen PV-Lösung hängt davon ab, ob es sich um eine Nachrüstung oder um einen Neubau handelt.
Die Preise für Solardachziegel inklusive Einbau beginnen momentan bei ca. 30 Euro pro Stück. Da ein Ziegel rund 0,07 Quadratmeter abdeckt, sollte man für eine Fläche von 50 Quadratmetern (6 bis 7 kWp) mit 750 Dachziegeln rechnen. Die Kosten für die Anlage und für das Verlegen der Ziegel betragen also mindestens 22.500 Euro; hinzu kommen ca. 5.000 Euro für weitere Komponenten (z.B. Wechselrichter). Insgesamt wären wir also bei 27.500 Euro – das ist mehr als das Doppelte des Preises einer vergleichbaren klassischen PV-Anlage.
Aber: Bei einem Neubau relativiert sich der Preisunterschied, denn durch den Einbau von Solarziegeln entfallen teilweise die Kosten für eine konventionelle Dacheindeckung. Die Differenz beträgt dann nur noch rund ein Drittel:
Photovoltaikanlage (100qm Dach) | Kosten der Anlage* | Dacheindeckung und Dämmung* | Gesamtkosten inkl. Einbau und Mehrwertsteuer* |
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Neubau: Normale PV-Anlage mit 6,5 kWp | 10.500 Euro | 22.500 Euro | 33.000 Euro |
Neubau: Solardachziegel mit 6,5 kWp | 27.500 Euro | 22.500 Euro | 50.000 Euro |
Bestandsbau: Normale PV-Anlage mit 6,5 kWp | 10.500 Euro | entfällt | 10.500 Euro |
Bestandsbau: Solardachziegel mit 6,5 kWp | 27.500 Euro | entfällt | 27.500 Euro |
*Preise Stand Q4 2022
Bezüglich staatlicher Förderung z.B. durch KfW-Darlehen sind Solardachziegel klassischen PV-Anlagen gleichgestellt.
Weitere Vorteile und kleine Nachteile
Der Hauptvorteil von Solardachziegeln ist ihre vorteilhafte Optik. Aktuelle Modelle sind kaum noch von klassischen Dachbedeckungen zu unterscheiden. Daher eignen sie sich auch für denkmalgeschützte Gebäude, auf deren Dächern keine herkömmlichen PV-Module installiert werden dürfen. Praktisch ist auch, dass einzelne Ziegel sehr einfach ausgetauscht werden können, wenn sie z.B. durch Hagel oder Sturm beschädigt wurden. Es gibt aber auch ein paar Nachteile:
Die vielen Steckverbindungen zwischen den Ziegeln sind anfälliger für Störungen als die Verbindungen zwischen klassischen Solarpanelen. Und eine Eindeckung architektonisch „spezieller“ Dächer ist nicht immer möglich, da aufgrund evtl. ungünstiger Neigungswinkel der Wirkungsgrad ungenügend sein kann.
Fazit
Solardachziegel unterscheiden sich optisch kaum noch von konventionellen Dachziegeln; die Auswahl ist groß. Bei Neubauten relativieren sich die Mehrkosten im Vergleich zur klassischen PV-Anlage, da ein Teil der Kosten für herkömmliche Dachbedeckungen entfällt. Solarziegel können leichter ausgetauscht werden, sind aber geringfügig störanfälliger als klassische PV-Module. Da die Installationszeit und die Kosten die normalen PV-Aufdachanlagen übersteigen, sind PV-Dachziegel aktuell noch ein Nischenprodukt.