Sinnvoll oder nicht?
Einsatz von Wärmepumpen in Bestandsimmobilien?
Die meisten Fachleute sehen Wärmepumpen als das Heizsystem der Zukunft. In Neubauten sind sie schon fast Standard: 2023 wurden bereits fast zwei Drittel aller neu errichteten Wohnimmobilien mit einer Wärmepumpe als primäres Heizsystem ausgestattet. Aber eignet sich die Technologie auch für ältere Gebäude? Wir haben die wichtigsten Punkte, auf die Sie bei der Entscheidung achten sollten, für Sie zusammengestellt.

Sind Wärmepumpen im Bestand effizient?
Es ist richtig, dass Wärmepumpen in Bestandsimmobilien nicht dieselben Effizienzzahlen erreichen können wie im Neubau. Dennoch lassen sie sich durchaus kostengünstig betreiben und sind dabei viel umweltverträglicher als Heizsysteme mit fossilen Energieträgern. Allerdings kommt es darauf an, wie viel weiterer Sanierungsstau bei dem betreffenden Gebäude besteht, also z. B. wie gut Dach und Wände gedämmt sind, welchen Wärmedämmwert die Fenster haben und wie groß die Heizkörper des Verteilsystems sind, da bei zu kleinen Heizkörpern eine besonders hohe Heizwasser-Temperatur nötig ist, um Räume zu erwärmen.
Als Faustregel gilt: Beträgt die für eine angenehme Raumtemperatur nötige Vorlauftemperatur der Heizkörper maximal 60 Grad, kann auch eine Wärmepumpe effizient betrieben werden. Bei Vorlauftemperaturen zwischen 65 und 70 Grad sind weitere Maßnahmen nötig, wie z. B. eine Vergrößerung der Heizfläche. Ab Vorlauftemperaturen von 70 Grad lohnt sich eine Wärmepumpe nicht, weil dann die Stromkosten für die Wärmepumpe die Kosten von fossilen Brennstoffen stark übersteigen bzw. die benötigte Raumtemperatur gar nicht erreicht wird. Allerdings dürften in diesem Fall auch die fossilen Heizmethoden so viel kosten, dass eine energetische Sanierung dringend in Betracht gezogen werden sollte.
Kann ich selbst testen, ob mein Haus für eine Wärmepumpe geeignet ist?
Einen ersten Überblick gibt die Wärmepumpen-Ampel der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e. V. (FfE). Die Website zeigt die wichtigsten Parameter für die Installation einer Wärmepumpe an und gibt bei Eingabe der Postleitzahl für viele Bestandsgebäude eine unverbindliche Einschätzung.
Es gibt aber auch einen simplen Test, mit dem Sie selbst herausfinden können, ob sich Ihr Haus für den Einbau einer Wärmepumpe eignet: Senken Sie die Vorlauftemperatur Ihrer Heizungsanlage im Keller für einige Tage auf 50 bis maximal 55 Grad Celsius ab. Wählen Sie hierfür mehrere aufeinanderfolgende Wintertage mit sehr kalten Außentemperaturen (möglichst im Minusbereich), denn nur dann erhalten Sie ein aussagekräftiges Ergebnis. Wenn die Wohnräume bei voll aufgedrehten Heizkörperthermostaten weiterhin angenehm warm bleiben, können Sie darauf schließen, dass der Betrieb einer Wärmepumpe grundsätzlich sinnvoll ist.
Es lohnt sich dann, weitere Details mit einem Fachbetrieb zu besprechen. Übrigens: Wenn Ihr Haus den 55-Grad-Test erfolgreich besteht, macht es Sinn, die Vorlauftemperatur der Heizungsanlage in der niedrigeren Einstellung zu belassen. Denn dadurch werden Wärmeverluste im Heizkreislauf reduziert. Sie sparen dann also bereits vor der Umrüstung auf eine Wärmepumpe etwas an Energiekosten.
Was kostet eine Wärmepumpe in der Anschaffung?
Es ist zutreffend, dass die Anschaffungskosten einer Wärmepumpe deutlich höher liegen, als die einer Gas- oder Ölheizung. Je nach eingesetzter Wärmepumpenart und abhängig vom Erschließungsaufwand ist der Umfang der Investition unterschiedlich hoch, meist oberhalb von 30.000 Euro. Jedoch ist dabei auch zu bedenken, dass sich diese Kosten bei steigenden Energiepreisen derzeit weitaus schneller amortisieren als noch vor einigen Jahren.
Und: Seit Januar 2024 wird der klimafreundliche Heizungstausch umfangreich gefördert – mit bis zu 70% der gesamten Investitionskosten, abhängig davon welche Voraussetzungen erfüllt werden. Eine Grundförderung in Höhe von 30 % erhält jeder Haushalt; weitere Förderkomponenten werden abhängig von Haushaltseinkommen, der Art der zu ersetzenden Heizung oder dem Zeitpunkt des Austauschs gezahlt. Wer beispielsweise eine mindestens 20 Jahre alte Gasheizung vor Dezember 2028 durch eine Wärmepumpe ersetzt, erhält einen Geschwindigkeitsbonus in Höhe von 20 %. Frühzeitig aktiv werden lohnt sich also! Mehr Infos zur aktuellen BEG-Förderung für klimafreundliches Heizen finden Sie hier.
Hinweis: Wenn Ihr Projekt konkret wird, erhalten Sie von Heizungsbauexperten und Energieberatern zusätzlich zur Produktberatung auch immer Hinweise auf aktuelle Fördermöglichkeiten.
Wie kompatibel sind Wärmepumpen mit bestehenden Verteilsystemen?
Wärmepumpen sind bei Flächenheizungen wie Wand- oder Fußbodenheizungen besonders effizient, denn sie benötigen nur niedrige Vorlauftemperaturen. Aber auch mit konventionellen, an den Wänden angebrachten Heizkörpern ist der Betrieb einer Wärmepumpe möglich – je größer die Heizfläche, desto besser. Klarheit verschafft zum Beispiel der zuvor beschriebene 55-Grad-Test. Ganz generell können Sie die Effizienz einer Wärmepumpe mit wenigen, vergleichsweise kostengünstigen Maßnahmen erhöhen:
- Tauschen Sie einzelne Heizkörper gegen moderne Niedertemperatur-Heizkörper aus.
- Nehmen Sie an der Heizanlage einen hydraulischen Abgleich vor.
- Installieren Sie ein Smart-Heating-System, das die Heizanlage punktgenau auf den wirklichen Bedarf einstellt.
- Reinigen Sie die Heizkörper regelmäßig vor Beginn der Heizperiode, denn auch das erhöht die Energieeffizienz.
Eignet sich jede Wärmepumpe für Bestandsgebäude?
Nicht jede Wärmepumpe eignet sich für jede Art von Bestandsgebäude. Welche zu Ihrer Immobilie passt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Preislich besonders günstig und einfach zu installieren sind Luft-Wasser-Wärmepumpen. Der kompakte Block mit dem großen Ventilator kann im Garten oder Vorgarten aufgestellt werden. Hierbei muss allerdings auf genügend Abstand zu den Nachbargrundstücken geachtet werden. Auch die Aufstellung in Innenräumen wie dem Keller ist möglich, dann muss der Luftaustausch durch ein Luftschachtsystem sichergestellt werden.
Bei Erdwärmepumpen ist der Aufwand vergleichsweise höher, weil hier bis zu 100 Meter tief ins Erdreich gebohrt werden muss. Dafür sind sie effizienter als Luft-Wasser-Wärmepumpen; auch gibt es hier keine Geräuschemissionen. Bei hohem Heizbedarf, wie er z. B. in Mehrfamilienhäusern anfällt, kann sich eine Erdwärmepumpe also lohnen.
Grundwasserwärmepumpen sind zwar am effizientesten, was die Verfügbarkeit der thermischen Energie angeht; dagegen steht jedoch leider oft ein hoher Strombedarf der Pumpen. Auch muss der Zugang zum Grundwasser behördlich genehmigt werden und ist in Wasserschutzgebieten generell verboten.
Wie hoch ist der Stromverbrauch einer Wärmepumpe und was ist eigentlich mit JAZ gemeint?
Eine Wärmepumpe benötigt kontinuierlich Strom, da sie mit Kompressor, Pumpen und Gebläse ähnlich funktioniert wie ein Kühlschrank (nur umgekehrt). Ein Hilfsmittel zur Entscheidungsfindung, ob sich das Verhältnis Stromverbrauch/Wärmeerzeugung lohnt, ist die Jahresarbeitszahl – kurz JAZ. Diese zeigt an, wie viele Kilowattstunden Wärme durch den Einsatz von einer Kilowattstunde Strom entstehen.

Bei einer JAZ von 4 werden also vier Kilowattstunden Wärme aus einer Kilowattstunde Strom bereitgestellt. Anders ausgedrückt: Die Heizwärme besteht zu einem Viertel aus Strom und zu drei Vierteln aus kostenloser Umweltenergie.
Die Faustregel für die JAZ lautet: Ab einer JAZ von 3 arbeitet Ihre Wärmepumpe wirtschaftlich und spart CO2. Einen spürbaren finanziellen Vorteil haben Sie ab einer JAZ von 4 und mehr.
Zum Vergleich: Wärmepumpen in neu errichteten Effizienzbauten können eine JAZ von 5 bis 6 erzielen. Aber auch im Bestand sind JAZ von 3 oder sogar 4 durchaus zu erreichen. Das unterstreicht auch eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme: In 29 Altbauten mit Außenluft-Wärmepumpen wurde eine durchschnittliche JAZ von 3,1 gemessen. In zwölf Altbauten mit Erdreich-Wärmepumpen lag der Mittelwert bei 4,1. Die untersuchten Häuser waren zwischen 15 und 170 Jahre alt und in unterschiedlichem Sanierungszustand.
Noch mehr Kosteneffizienz können Sie natürlich herausholen, wenn Sie Ihre Wärmepumpe mit einer Photovoltaikanlage kombinieren und für den Betrieb Ihren selbst erzeugten Strom nutzen. Einige Stromanbieter haben auch sogenannte Wärmepumpentarife, die besonders günstig sind. Voraussetzung hierfür ist ein eigener Stromzähler für die Wärmepumpe.
Sind Wärmepumpen eine langfristige Lösung?
Tatsache ist, dass zukünftig nur noch Heizungen neu eingebaut werden dürfen, die mit mehr als 65 Prozent erneuerbaren Energien betrieben werden können. Wärmepumpen erfüllen diese gesetzlichen Vorgaben schon heute. Wer sich für eine Umrüstung entscheidet, ist daher zweifelsfrei zukunftsfit aufgestellt. Sollten Sie also die energetische Sanierung Ihrer Immobilie planen, macht es Sinn, die Möglichkeiten zum Einbau einer Wärmepumpe gleich mit zu prüfen.

Fazit
Wärmepumpen können nicht nur in Neubauten, sondern auch in vielen Bestandsgebäuden effizient betrieben werden. Je nach Bausubstanz können in Altbauten weitere energetische Sanierungen notwendig sein, damit eine Umrüstung auf eine Wärmepumpe möglich ist. Aber oft geht’s auch ohne zusätzliche Investitionen. Inwieweit Ihr Haus im gegenwärtigen Zustand für die klimafreundliche Technologie in Frage kommt, können Sie zum Beispiel mit dem 55-Grad-Test feststellen. Für konkretere Pläne sollte jedoch ein Fachbetrieb die Gegebenheiten vor Ort genau prüfen.
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