12. September 2023
11 Min

Gebäudeenergiegesetz 2023 (GEG)

„Heizungsgesetz“ beschlossen: Was bedeutet das konkret für meine Heizung?

Nach einigen Diskussionen, Überarbeitungen und Vertagungen hat der Bundestag am 8. September 2023 die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) nun beschlossen. Demnach sollen Heizungen, die ab 2024 ausgetauscht oder neu eingebaut werden, mit mindestens 65% erneuerbaren Energien (65%-EE-Vorgabe) betrieben werden können. Gleichzeitig wird es Übergangsfristen geben. Ein Überblick über die zukünftigen Regelungen:

Wen betrifft die Gesetzesnovelle überhaupt?

In der öffentlichen Debatte um die GEG-Novelle wurden die Konsequenzen der 65%-EE-Vorgabe manchmal etwas überspitzt dargestellt. Teilweise konnte dabei der Eindruck entstehen, als müssten alle Hausbesitzenden in Deutschland sofort ihre funktionierenden Heizungen verschrotten und stattdessen Wärmepumpen einbauen. Dies wurde jedoch zu keinem Zeitpunkt gefordert. Die Gesetzgebung betrifft lediglich neue Bauvorhaben in Neubaugebieten sowie den Heizungsaustausch aufgrund eines irreparablen Defekts, bzw. wegen Erreichen der ohnehin schon geltenden Altersgrenze.

 

Gemäß der GEG-Novelle müssen Sie Ihre Heizung nicht austauschen, wenn

  • Ihre Öl- oder Erdgasheizung problemlos funktioniert und nicht älter als 30 Jahre ist.
  • Ihre Öl- oder Gasheizung defekt ist, aber repariert werden kann. Die Heizung darf auch dann solange betrieben werden, bis sie 30 Jahre alt ist.
  • Ihre Heizung älter als 30 Jahre ist, aber bereits mit Brennwert- oder Niedertemperatur-Technik arbeitet.

 

Was ist, wenn meine Heizung irreparabel kaputt ist?

Nur wenn eine Heizungsanlage derart defekt ist, dass sie ausgetauscht werden muss, greift die 65%-Erneuerbare-Energien-Regelung. Und auch dann gelten mehrjährige Übergangsfristen, während denen noch Gas- und Öl-Heizungen eingebaut und betrieben werden dürfen. Die Länge dieser Fristen ist an die kommunale Wärmeplanung gekoppelt.

Städte mit mehr als 100.000 Einwohner müssen Ihre Wärmeplanung bis Ende 2026 abgeschlossen haben; kleinere Gemeinden haben dagegen bis Ende 2028 Zeit. Erst danach müssen sich Hausbesitzende für eine Heizoption entscheiden, die gemäß der Gesetzesnovelle zulässig ist. Gibt es in Kommunen schon früher eine Entscheidung zur Gebietsausweisung für zum Beispiel ein Wärmenetz, die einen kommunalen Wärmeplan berücksichtigt, können frühere Fristen greifen. Falls eine Gasetagenheizung in einem Mehrfamilienhaus ersetzt werden muss, beträgt die Übergangsfrist sogar 13 Jahre.

Für alle Wohnimmobilien gilt: Wenn ein Anschluss an ein Nah- oder Fernwärmenetz absehbar ist, wird eine Übergangsfrist von bis zu zehn Jahren gewährt. Die kaputte Heizung kann dann zum Beispiel vorübergehend durch eine gebrauchte fossile Heizung ersetzt werden, bis ein Netzanschluss möglich ist. Ebenso gibt es Ausnahmeregelungen für sogenannte Härtefälle, in denen die Umsetzung der 65%-EE-Vorgabeaus besonderen Gründen wirtschaftlich unzumutbar ist. Eine detaillierte Definitionen dieser Härtefälle liegt jedoch aktuell noch nicht vor (Stand: September 2023).

 

Was ist, wenn ich nach dem 1. Januar 2024 eine fossile Heizung einbauen möchte?

Die Regelungen des 65%-EE-Gesetz gelten ab dem 1. Januar 2024 vorerst nur für Neubauten im Neubaugebiet. In allen anderen Fällen greifen Übergangsfristen, die den Einbau einer fossil betriebenen Anlage weiterhin zulassen. Dies ist allerdings nicht im Sinne der Gesetzgebung und auch aus wirtschaftlicher Sicht äußerst fraglich. Denn längerfristig ist damit zu rechnen, dass Öl und Erdgas im Vergleich zu alternativen Energien immer teurer werden. Und: Wer sich für ein „Auslaufmodell“ entscheidet, dem entgehen Fördergelder. Aktuell sind bis zu 70% Förderung auf eine Investitionssumme von maximal 30.000 Euro vorgesehen. Aus diesen Gründen sieht das Gesetz eine verpflichtende Beratung für alle Hausbesitzende vor, die eine fossil betriebene Heizung einbauen möchten. Unabhängig von Übergangsfristen und Ausnahmeregelungen gibt es ein finales Datum, das in jedem Fall gilt: Ab 2045 dürfen keine Heizungen mehr mit fossilen Brennstoffen, also Öl oder Erdgas, betrieben werden.

 

Welche Heizungstypen dürfen zukünftig eingebaut werden?

Eine Klarstellung vorweg: Die manchmal auch als „Wärmepumpen-Gesetz“ bezeichnete GEG-Novelle verpflichtet niemanden explizit zum Einbau einer Wärmepumpe. Der Gesetzestext verlangt technologieoffen die Installation einer Heizungsart, die zu mindestens 65% mit erneuerbaren Energien betrieben werden kann. Wer ein Haus baut, eine defekte Heizung austauscht oder einfach aus wirtschaftlichen Gründen modernisieren möchte, kann also zwischen mehreren Optionen wählen. Um das für die eigenen Anforderungen ideale Heizsystem zu identifizieren, ist es empfehlenswert, eine professionelle Energieberatung durchführen zu lassen.

 

Heizsysteme, die für eine Neuinstallation ab 2024 in Frage kommen:

  • Elektrisch betriebene Wärmepumpen jeder Art (Luft/Wasser, Sole/Wasser, Wasser/Wasser, Luft/Luft) zur vollständigen Deckung des Wärmebedarfs.
  • Wärmepumpen-Hybridsysteme, also Kombinationen aus einer Wärmepumpe und einer anderen Heiztechnik. Der Heizlastanteil der Wärmepumpe muss dabei mindestens 30% betragen.
  • Nah- oder Fernwärme, sofern ein Netz vorhanden und ein Netzanschluss möglich ist. Das MVV Fernwärmenetz in Mannheim erfüllt übrigens schon heute die Effizienzanforderungen des GEG.
  • Stromdirektheizungen, unter der Voraussetzung, dass erhöhte Anforderungen bezüglich Wärmedämmung erfüllt werden.
  • „H2-ready“ Gasheizungen, also Anlagen, die in der Lage sind, in Zukunft auch 100% Wasserstoff zu verbrennen. Sollte die kommunale Wärmeplanung kein Wasserstoffnetz vorsehen, ist der Netzbetreiber verpflichtet, einen sukzessive zunehmenden Anteil an klimaneutralen Gasen wie z.B. Biomethan einzuspeisen (15% ab 2029, 30% ab 2035, 60% ab 2040).
  • Solarthermie in Kombination mit weiteren Heizsystemen gemäß 65%-EE-Vorgabe.
  • Biomasseheizungen – nach Überarbeitung des Gesetzes auch ausschließlich mit Holz oder Holzpellets betriebene Heizsysteme.

 

Was ist mit den Kosten? Gibt es staatliche Förderungen?

Wer seine Heizung heute oder zukünftig tauschen möchte und dabei auf 65 Prozent Erneuerbare Energie umsteigt, bekommt den Umstieg staatlich gefördert. Mehr Informationen hierzu haben wir Ihnen in einem weiteren Artikel hier zusammengefasst. Für den Tausch einer alten fossilen Heizung gegen ein klimafreundliches System erhalten Eigentümerinnen und Eigentümer einer selbstgenutzten Wohnimmobilie sowie private Kleinvermietende (bis zu sechs Wohneinheiten, davon eine selbst bewohnt) eine Grundförderung von30% der förderfähigen Investitionssumme.

Weitere 30% Zuschuss kann erhalten, wer im Eigenheim wohnt und über weniger als 40.000 Euro zu versteuerndes Einkommen verfügt. Viele Rentner könnten von dieser Förderung profitieren. Darüber hinaus ist ein „Geschwindigkeitsbonus“ von bis zu 20% vorgesehen, wenn eine alte, aber noch funktionsfähige Heizung vorzeitig gegen eine klimafreundliche Lösung ersetzt wird.

Kombiniert wird eine maximale Förderung in Höhe von 70% auf die förderfähige Investitionssumme von maximal 30.000 Euro möglich sein (Stand September 2023). Damit Hausbesitzende die verbleibende Eigenleistung günstig finanzieren können, wird zudem ein Förderkreditprogramm aufgelegt. Der Rahmen der staatlichen Förderung gilt als sicher. Einige Details zu den einzelnen Fördermaßnahmen werden aber zurzeit noch ausgearbeitet. Es ist davon auszugehen, dass bis Jahresende verbindliche Beschlüsse vorliegen.

 

Fazit

Die am 8. September 2023 beschlossene Novelle zum GEG betrifft ausschließlich Heizungen, die ab dem 1. Januar 2024 neu eingebaut werden. Die neue Heizung muss dann zu mindestens 65% mit erneuerbaren Energien betreibbar sein. Für Neubauten in Neubaugebieten gelten die Vorgaben direkt ab Januar 2024. In Bestandsbauten müssen Öl- und Gasheizungen nach wie vor erst ausgetauscht werden, wenn sie älter als 30 Jahre sind. Und auch dann gelten einige Übergangsfristen. Umfangreiche staatliche Fördermaßnahmen kompensieren einen Teil der Kosten – im Bestfall bis zu 70%.

Wenn Sie den Austausch Ihrer alten Heizung planen, beraten wir Sie gerne persönlich. Detaillierte Informationen zum MVV Fernwärmenetz in der Region Mannheim finden Sie hier. Sollten Sie eine Beratung zu unseren Wärmelösungen wünschen, können Sie über dieses kurze Formular Kontakt mit uns aufnehmen.

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