Gepostet am: 10. April 2024
10 Min

Auf Geräuschemissionen achten

Braucht meine Wärmepumpe eine Schallschutzhaube?

Wie nahezu alle Maschinen produziert auch die Wärmepumpe ein Arbeitsgeräusch. Wobei wir hier in erster Linie von der Luft/Wasser-Wärmepumpe reden, die in unmittelbarer Nähe des Eigenheims und nicht weit entfernt von den Nachbarhäusern aufgestellt wird. Ob dieses Arbeitsgeräusch als störend empfunden wird, liegt ein bisschen „im Ohr“ des Betroffenen, aber nicht nur. Welche Grenzen gibt es und wann empfiehlt sich der Einsatz einer Schallschutzhaube?

Wie laut ist eigentlich eine Wärmepumpe und warum?

Bevor jetzt der Eindruck entsteht, dass Wärmepumpen Krachmacher sind, gleich mal ein beruhigender Vergleich: In der Regel ist das Arbeitsgeräusch einer Wärmepumpe vergleichbar mit dem Brummen eines Kühlschranks, also eines Gerätes, das im Innenraum aufgestellt und eher nicht als Störgeräusch empfunden wird. Je nach Betrieb liegt der übliche Geräuschpegel einer Wärmepumpe zwischen 40 Dezibel (Teillast) bis zu 60 Dezibel (Volllast). Schon in einer Entfernung von 3 Metern haben die Geräte dann nur noch einen geringen Schalldruck und dürfen als besonders geräuscharm gelten. Da gerade in reinen Wohngebieten mit dichter Bebauung der leise Betrieb des Wärmepumpen-Außengerätes wichtig ist, achten die Hersteller schon von Hause aus auf möglichst geringe Schallemissionen.

Eine Ursache für Geräusche ist in der Regel der Ventilator, der die Luft ansaugt und anschließend wieder (nach vorne) abgibt. Zusätzlich können vom Kompressor/Verdichter ebenfalls Geräusche oder Schwingungen ausgehen, die sich in der Wahrnehmung niederschlagen. Das versuchen die Hersteller durch konstruktive Maßnahmen von Anfang an zu unterbinden bzw. zu reduzieren. Etwa durch speziell entwickelte Lüfter mit optimierten Rotorblättern und durch geräuschentkoppelte Verdichter.

Der (gefühlte) Geräuscheindruck, den eine Wärmepumpe hinterlässt, hängt aber auch von Standort und Ausrichtung des Geräts ab. Schon in der Planungsphase sind diese beiden Aspekte zusätzlich zu berücksichtigen. Genauso übrigens wie ein solides und entsprechend geeignetes Fundament, das potenzielle Geräuschquellen nicht noch verstärkt.

Wie laut darf eine Wärmepumpe sein?

Neben dem subjektiven Empfinden des Nutzers (oder der Nachbarn), gibt es von Seiten des Gesetzgebers klar definierte Grenzwerte für Lärmemissionen, die in der TA Lärm („Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm“) zusammengefasst sind. Dort wird zunächst nach Gebietstypen unterschieden. Das reicht von Kur- bis zu Industriegebieten, die mit unterschiedlichen Richtwerten veranschlagt sind. Für das Thema Wärmepumpe ist hier vor allem der Typ „Reine Wohngebiete“ relevant. Schon deshalb, weil im energieeffizienten Neubau in ¾ aller Fälle mittlerweile Luft/Wasser-Wärmepumpen zum Einsatz kommen. Die entsprechenden Richtwerte für den Tag- und Nachtbetrieb (50 dB(A) respektive 35 dB(A)) sind hier konsequent einzuhalten. Trotz aller konstruktiven Anstrengungen kann dann ein zusätzlicher Schallschutz je nach Wohnsituation schon ein Thema sein. Nutzen Sie die Möglichkeiten einer qualifizierten Beratung, die aufzeigt, welche Lösungsmöglichkeiten bereitstehen und welche Geräte die jeweiligen (Schall)Anforderungen am besten einhalten.

Immissionsrichtwerte für Immissionsorte außerhalb von Gebäuden

Je nach Gebietstyp haben wir Ihnen hier die Richtwerte bei Tag- und Nachtbetrieb tabellarisch zusammengestellt.

GebietstypTagbetriebNachtbetrieb
Industriegebiete70 dB(A)70 dB(A)
Gewerbegebiete60 dB(A)50 dB(A)
Kerngebiete, Dorfgebiete und Mischgebiete60 dB(A)45 dB(A)
Allgemeine Wohngebiete und Kleinsiedlungsgebiete55 dB(A)40 dB(A)
Reine Wohngebiete50 dB(A)35 dB(A)
Kurgebiete, für Krankenhäuser und Pflegeanstalten45 dB(A)35 dB(A)

 

Was besagt der Schalldruckpegel?

Der Schalldruckpegel ist die technische Messgröße, mit deren Hilfe geprüft wird, ob die Bestimmungen der TA Lärm eingehalten werden. Er wird stets vor Ort und in einem bestimmten Abstand von der Schallquelle ermittelt. In der Regel sind dies 3 Meter. Wenn die Messung des Schalldruckpegels ergibt, dass Grenzwerte überschritten werden, müssen Maßnahmen zum Schallschutz ergriffen werden. Wichtig ist hier vor allem die individuelle Beratung in Verbindung mit einem Vor-Ort-Termin. Dann lassen sich, wie im Diagramm unten dargestellt, die Standortbedingungen ermitteln und daraus eine geeignete Aufstellposition für die Wärmepumpe ableiten. Falls die Aufstellposition die Anforderungen dann immer noch nicht erfüllt, kann eine Schallschutzhaube oder eine ähnliche Maßnahme eine mögliche Lösung sein.

Was bedeutet Schallleistungspegel?

Im Unterschied zum Schalldruckpegel drückt dieser Wert die Geräuschabstrahlung der Maschine unter vorgegebenen Normbedingungen aus. Er ist eine abstands- und richtungsunabhängige Größe und wird vom Hersteller als Schallleistungspegel LWA auf der Wärmepumpe vermerkt. Das hat den Vorteil, dass Sie von Anfang an eine Vergleichsgröße bei der Auswahl Ihrer Wärmepumpe haben. Je nach Wohnsituation kann dieser Wert ein wichtiges Indiz für die zu erwartenden Schallschutzbedingungen sein.

Wie funktioniert eine Schallschutzhaube?

Ihr Ziel ist es, logischerweise, Störgeräusche zu unterbinden. Dazu dienen in erster Linie dämmende Werkstoffe, die hier zum Einsatz kommen. Ein anderer Weg besteht darin, die Luft so umzulenken, dass der Schall abgeschwächt wird. Darin sind gute Schallschutzhauben auch sehr erfolgreich. Um bis zu 16 dB (A) (Quelle: www.energie-experten.org) senken sie die Geräuschemissionen ab – ohne dass die Funktion bzw. die Leistungsfähigkeit der Wärmepumpe eingeschränkt wird. Ebenfalls beruhigend: Sie können Ihre bereits installierte Wärmepumpe auch nachträglich mit einer Schutzhaube versehen.

Selbst wenn es dafür keinen Anlass geben sollte, ist das eine interessante Überlegung, denn die Schutzhauben bieten noch andere Vorteile:

So können sie unter Umständen eine optische Verbesserung mit sich bringen. Tatsächlich zeichnet einige Produkte ein gelungenes Design aus, das die eher nüchterne Optik einer Wärmepumpe aufwertet. Zum anderen schützen Schallschutzhauben „nebenberuflich“ auch vor Witterungseinflüssen und Vandalismus.

Was kosten Schallschutzhauben?

Wie üblich gibt es da ein breites Spektrum. Mindestens sind jedoch einige Hundert Euro zu investieren. Qualitativ hochwertige Schallschutzhauben, die auch noch Ansprüchen an das Design genügen, beginnen ab ca. 2.000 Euro. Insofern ist unser eingangs erwähnter Tipp, das Thema Schallschutz von Anfang an einzuplanen, sicher zielführend. Dann haben Sie Nutzen und Kosten besser in der Hand.

Fazit

Eine qualifizierte Beratung mit einem Vor-Ort-Termin ist die Grundvoraussetzung, um eine geeignete Aufstellposition für die Wärmepumpe zu ermitteln und dabei die Schallschutz-Anforderungen einzuhalten. Außerdem können Sie so noch andere relevante Kriterien prüfen und in der Aufstellungs-Planung der Wärmepumpe berücksichtigen wie z.B. die Entfernung der Wärmepumpe von Pflanzen, Gehwegen, Auto-Abstellplätzen etc.

Die Schallschutzhaube kann ein „letztes Mittel“ sein, falls andere Massnahmen nicht zum gewünschten Ergebnis führen oder zusätzlich optische oder sonstige Schutzmaßnahmen (etwa vor Witterungeeinflüssen) berücksichtigt werden sollen.

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