Gepostet am: 02. März 2023
20 Min

Sicherheit geht vor!

Heizen mit Kamin - 10 wichtige Hinweise und Tipps

Gemütlich am prasselnden Kaminfeuer oder vor dem angenehme Wärme abstrahlenden Kaminofen zu sitzen ist derzeit längst nicht mehr nur eine Frage des stilvollen Wohnens, sondern auch des Sparens: Abends die Gasheizung runterzudrehen und stattdessen den Kamin anzufeuern, kann sich auf die Heizkostenabrechnung durchaus positiv auswirken. Doch es gilt, einige wichtige Dinge zu beachten, damit Sie die Heizalternative auch sicher nutzen.

1. Alte Schornsteine und Kamine nicht einfach reaktivieren

Wenn sich in Ihrem Haus ein an einen Schornstein angeschlossener Kamin befindet, der jahrelang nicht genutzt wurde, sollten Sie ihn allein aus Sicherheitsgründen nicht einfach reaktivieren, ohne vorher den Bezirksschornsteinfeger zu Rate zu ziehen. Der klärt, ob sich im Schornstein Blockaden wie Vogelnester etc. befinden und ob er betriebssicher ist.

Kamine und Kaminöfen müssen außerdem die Anforderungen des Bundes-Immissionsschutzgesetzes und der Ökodesignverordnung erfüllen. Dies ist vor allem bei älteren Modellen längst nicht immer der Fall. Wenn der Schornsteinfeger festgestellt hat, dass Ihr Modell die Immissionsgrenzen von Kohlenmonoxid und Feinstaub nicht überschreitet, stellt er eine Bescheinigung für die Inbetriebnahme aus. Fehlt diese, kann die Gebäudeversicherung im Schadensfall jegliche Zahlung verweigern – ganz abgesehen davon, dass es beim Betrieb eines veralteten Kamins oder Kaminofens auch zu gesundheitlichen Schäden oder gar Tod durch Kohlenmonoxidvergiftung kommen kann.

2. Finger weg vom Eigenbau!

Man kann es nicht oft genug betonen: Kohle- und Gasgrille, Feuerschalen oder andere Do-it-Yourself-Modelle sind keine Alternative zu CE-geprüften Kaminöfen! Offenes Feuer in einem geschlossenen Raum ohne Rauchabzug stellt nicht nur eine Brandgefahr dar, sondern ist lebensgefährlich. Denn das bei der Verbrennung durch zu wenig Sauerstoff im Raum entstehende Kohlenmonoxid Gas ist geruch- und geschmacklos. Bis Sie merken, dass die Konzentration im Raum zu hoch ist, ist es schon fast zu spät, denn die Symptome (Kopfschmerzen, Übelkeit oder Herzrasen) setzen schlagartig und erst kurz vor dem Bewusstseinsverlust ein. Die Kohlenmonoxidvergiftung blockiert die Sauerstoffaufnahme des Körpers und schädigt alle Organe. Sie kann im Anfangsstadium mit reinem Sauerstoff behandelt werden, doch da es hier um Minuten geht, sterben in Deutschland jährlich von 5000 Betroffenen ca. 10 Prozent daran, andere erleiden bleibende Schäden.

3. Bei Neuanschaffung das richtige Modell wählen

Im Gegensatz zum offenen Kamin, der fest im Haus verbaut ist, sich schlecht nachrüsten lässt und per Verordnung je nach Bundesland nur hin und wieder und einige Stunden pro Tag betrieben werden darf, sind Kaminöfen die flexiblere Alternative. Sie stehen frei im Raum, werden mittels Ofenrohr an den Schornstein angeschlossen, und sind für unter tausend Euro zu haben. Doch auch hier ist es wichtig das richtige Modell zu wählen. Die Wärmeleistung des Ofens, gemessen in kW (Kilowatt) muss zur Raumgröße passen – ein zu kleiner Wert würde den Raum nicht ausheizen, ein zu großer Ihr Wohnzimmer in eine Sauna verwandeln. Wichtig ist die kW-Zahl aber auch in Bezug auf den verbrauchten Sauerstoff pro Heizstunde. Als Faustregel lässt sich sagen, dass pro einem kW Wärmeleistung 4 Kubikmeter Raum vorhanden sein sollten, damit beim Beheizen der Sauerstoff nicht knapp wird. Weitere wichtige Faktoren sind z. B. der Durchmesser des Ofenrohres und die Abgasverbrennungstemperatur, die zum vorhandenen Schornstein passen muss. Hier beraten Sie Ihr Fachhändler und Ihr Schornsteinfeger im Detail.

4. Einen sicheren Aufstellungsort finden

Kaminöfen werden auch außen richtig heiß, deshalb ist es wichtig, den Standort unter diesem Aspekt zu wählen. Zum einen muss der Kamin auf einer feuerfesten Unterlage stehen. Ist der Boden nicht gefliest, helfen hier Glas- oder Metallplatten, deren Größe entsprechend gewählt werden muss, damit sie an den Seiten mindestens 30 und vorn mindestens 50 cm größer sind als Ihr Modell. Brennbare Wandverkleidungen sollten mit einem Hitzeschild extra geschützt werden, der Mindestabstand zur Wand beträgt aber immer 20 cm. Auch das Brenn- oder Anfeuermaterial direkt neben dem Ofen zu lagern, ist keine gute Idee: der Umkreis von 80 cm rund um die Tür sollte freigehalten werden, damit sich durch Funkenflug oder herausrollende Glut kein Zimmerbrand entwickelt.

5. Das richtige Heizgut wählen

Das Motto „Am meisten spart, was nichts kostet“ lässt sich auf den Betrieb eines Kamins oder Kaminofens leider nicht anwenden. Eierpappen, Milchkartons, Zeitungen und Pappe haben dort zur Verbrennung nichts verloren, auch wenn die Versuchung noch so groß ist. Das hat nicht nur nachbarschaftliche Gründe (denn je mehr Müll Sie verbrennen, desto mehr sinkt wegen der Rauch- und Geruchsbelästigung Ihr Beliebtheitsgrad in der Nachbarschaft), sondern auch sicherheitstechnische.

Laut der „Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen“ (1. BlmSchV) dürfen nur unbehandeltes Scheitholz, Holzbriketts und Pellets, Grillholzkohle,Briketts, naturbelassene Späne und Rinden in den Kamin. Selbst die beliebten selbstgemachten Papierbriketts aus Altpapier sind suboptimal, weil sie Farbstoffe und Bindemittel enthalten, die sich bei der Verbrennung in Schadstoffe verwandeln, die Sie lieber nicht einatmen wollen. Lackiertes und geklebtes Holz ist aus denselben Gründen tabu.

Neben den freigesetzten Schadstoffen kann nicht geeignetes Brenngut auch zu übermäßigen Rußablagerungen im Schornstein führen und einen Schornsteinbrand verursachen.

6. Vorausschauend planen

Wenn Sie Ihr Brenngut nicht im Laden kaufen (was den Spareffekt minimieren kann), sondern in Form von Brennholz vom Holzerzeuger beziehen, müssen Sie langfristig planen. Scheitholz sollte nur maximal 20 Prozent Restfeuchte haben, bevor es in den Kamin wandert. Zum Durchtrocknen brauchen Holzscheite aber zwei bis drei Jahre, und der Lagerort muss dafür ebenfalls trocken sein. Feuchtes Holz erzeugt übermäßig viel Qualm und Ruß und hat eine schlechte Wärmeleistung.

Das beste Holz für die Kaminbefeuerung stammt von Laubbäumen. Es brennt lange und ruhig. Nadelhölzer wie Kiefer oder Fichte verbrennen schneller und enthalten mehr Harz, was zwar für den wohligen Kaminduft und das heimelige Knistern sorgt, aber auch den Ofen schnell verunreinigt.

7. Das richtige Zubehör bereithalten

Kamingeschirre, Ascheeimer aus Blech und Anzündhilfen extra für Kamine und Kaminöfen sind nicht nur rustikale Deko, sondern wichtige Hilfsmittel, damit Sie sich beim Anfeuern, Schüren und Nachlegen des Kamins keine Brandwunden zuziehen. Eine Grundausrüstung sollte vorhanden sein, um Ihren Kamin sicher zu betreiben. Dazu gehört unbedingt ein Schürhaken aus Metall, mit dem Sie brennende Scheite zurechtrücken können, um das Feuer in Gang zu halten. Erhältlich sind auch Zangen, die noch mehr „Grip“ bieten. Zum Anfeuern empfehlen sich zum Schutz gegen verbrannte Finger extra-lange Streichhölzer und Feuerzeuge sowie die im Handel erhältlichen Anzündhilfen wie in Paraffin getränkte Späne.

Fertige Kamingeschirrsets bieten der Optik wegen meist passend zum Schürhaken auch Besen und Schaufel. Diese erleichtern wegen der langen Griffe die Arbeit – solange Sie aber darauf achten, den Kamin erst dann auszuräumen, wenn er völlig kalt ist, tun es hier auch ganz normale Haushaltsutensilien. Sobald Sie mit heißer Asche hantieren (was Sie, wenn möglich vermeiden sollten), müssen Werkzeuge und Auffangbehälter unbedingt aus Blech und Metall sein.

8. Den Kamin richtig anfeuern

In wenigen Minuten ein lustig flackerndes Feuer zu entzünden ist eine Kunst, die leider die wenigstens heutzutage noch von ihren Eltern oder Großeltern erlernen. Die wichtigsten Tipps hierfür sind: Verwenden Sie zum Anfeuern schnell brennbares Holz, also z. B. Späne. Es sollte möglichst flach, eckig und faserig sein, da runde Äste länger brauchen, um „Feuer zu fangen“. Nicht geeignet sind Zeitungspapier und Pappe, da sie schneller verbrennen, als die Scheite Feuer fangen können und außerdem Schadstoffe freisetzen.

Wichtig für das Anfeuern ist der sogenannte „Zug“ im Schornstein, d. h. es muss einen Sog geben, der Verbrennungsluft ansaugt und entstehende Gase nach oben ableitet. Nach längerem Nichtgebrauch kann die kalte Luft im Schornstein „stehen“: dann erlischt ein in den Ofen gehaltenes brennendes Streichholz oder die Flamme wird nach unten gedrückt. In diesem Fall können Sie die Schornsteinluft mit einem Minifeuer aus ein paar Spänen anwärmen, um für den nötigen Zug zu sorgen.

Für das Anzünden des Feuers gibt es zwei Methoden: von oben oder von unten.

Bei der „Von-oben“-Methode schichtet man von groß nach klein, d. h. unten dicke Scheite, darüber dünnere und obenauf das Anmachholz wie Späne oder andere Anzündhilfen. Der Vorteil dieser Methode ist geringere Rauchentwicklung, dafür dauert es etwas länger, bis das Feuer munter flackert.

Die „Von-unten-Methode“ kennt man vielleicht noch vom Lagerfeuer draußen: hier kommt die Anzündhilfe auf den Rost des Ofens und das Scheitholz wird zeltförmig darüber aufgestellt. Auf diese Weise brennt das Feuer rasch auf, entwickelt dabei aber auch mehr Rauch. Bei dieser Methode ist es auch besonders wichtig, auf genügend Luftzufuhr im Kamin zu achten, damit der Rauch nicht in den Raum gedrückt wird.

8. Nachlegen – aber richtig

Anders als beim Kachelofen reicht es bei einem Kaminofen wegen des relativ kleinen Brennraums meist nicht, ihn nur einmal am Tag anzuzünden, um einen Raum dauerhaft aufzuheizen. Wie schnell das Feuer herunterbrennt und wie lange der Kamin danach Wärme abstrahlt, unterscheidet sich je nach Modell, Größe der Brennkammer und Menge des Brennmaterials. Das A und O für eine lange Brenndauer ist aber immer die Sauerstoffzufuhr. Während beim Anfeuern viel Sauerstoff benötigt wird, um das Feuer in Gang zu bringen, ist während des Abbrennens die richtige Balance echtes Geld wert: Zu viel Sauerstoff führt dazu, dass das Feuer so schnell abbrennt, dass sich fast gar kein Heizeffekt ergibt. Die ersehnte Wärme verschwindet dann fast völlig im Schornstein. Ganz schließen sollte man die Luftzufuhr aber auch nicht, denn das lässt vermehrt Rauchgase und Ruß entstehen.

Die gute Nachricht: Mit jedem Kaminfeuer, das Sie entfachen, wächst Ihr Fingerspitzengefühl für das richtige Gleichgewicht. Dasselbe gilt auch fürs Nachlegen: der optimale Zeitpunkt ist weder zu früh (dann entwickelt sich zu viel Rauch) noch zu spät (dann müssen Sie ganz neu anfeuern). Wichtig ist, beim Nachlegen wieder alle Lüftungen komplett zu öffnen und die Kamintür zuerst nur einen Spalt zu öffnen, damit nicht zu viel Sauerstoff auf einmal in die Brennkammer gelangt. Jetzt wird mit dem Schürhaken das Glutbett geebnet und ein neues Scheit parallel zur Ofentür in die Brennkammer gelegt. Wenn die neuen Scheite Feuer gefangen haben, kann die Luftzufuhr wieder gedrosselt werden.

9. Nach dem Feuer ist vor dem Feuer

Mit gutem Scheitholz und der richtigen Luftzufuhr sollten in Ihrem Kaminofen nur relativ wenig Asche und Ruß anfallen. Dennoch muss der Kamin regelmäßig gereinigt werden. Die Asche und unverbrannten Rückstände werden ausgefegt und können im Hausmüll entsorgt werden. Achtung: Als Dünger im Garten ist Kaminasche wegen des hohen pH-Werts nur bedingt geeignet und kann zu Schädigungen der Pflanzen und des Bodenlebens führen!

Sollte sich Ruß auf der Scheibe Ihres Kaminofens abgesetzt haben, kommt hier nun endlich das gute alte Zeitungspapier zum Einsatz: Es eignet sich zu Knäueln zerknüllt sehr gut zum Abreiben der Scheibe, sollte aber hinterher ebenfalls in den Hausmüll wandern.

10. Auch aufs Wetter achten

Wenn Sie alle Tipps beachtet haben, Ihr Kaminofen aber trotzdem übermäßig qualmt, kann das auch am Wetter liegen. Bei Sturm z. B. sollten Sie Ihren Kaminofen lieber nicht betreiben. Fallwinde können dazu führen, dass die Rauchgase zurück in den Schornstein gedrückt werden und sich in Ihren Räumen ausbreiten. Auch heftiger Regen oder Inversionswetterlagen, bei der die unteren Luftschichten kälter sind als die oberen, können diesen Effekt haben.

Wenn Sie merken, dass Ihr Kamin übermäßig qualmt, öffnen Sie sofort ein oder mehrere Fenster komplett (nicht auf Kipp), bis der Rauch sich verzogen hat und die Luft im Raum ausgetauscht wurde. Haben Sie alle anderen Faktoren, die zu der Rauchentwicklung führen können, ausgeschlossen, und das Wetter als Ursache ausgemacht, sollten Sie vorübergehend auf einen Betrieb des Kaminofens verzichten.

Fazit

Gesunder Menschenverstand, etwas Erfahrung beim Feuer machen und vorausschauendes Denken – mehr ist eigentlich nicht nötig, um einen Kamin oder Kaminofen sicher zu betreiben. Mit einer kostengünstigen Quelle für geeignetes Brennholz und der nötigen Zeit fürs häufige Nachlegen lässt sich zumindest ein geschlossener Kaminofen so auch dauerhaft und gefahrlos zum Heizen nutzen. Wir wünschen behagliche Stunden!

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