Gepostet am: 23. Dezember 2022
10 Min

Energiekosten

Kann man mit Reflexionsfolien Heizkosten sparen?

Es gibt sie in jedem Baumarkt für wenig Geld pro Quadratmeter: dünne, mit Aluminium beschichtete Thermomatten, die man hinter die Heizkörper klebt, um Heizwärme, die sonst durch die Außenwand abgegeben würde, zurück in den Raum zu strahlen. Hier erfahren Sie, in welchen Fällen es sich lohnen kann, Heizkörpernischen mit Reflexionsfolie auszustatten, und wann Sie lieber zu anderen Maßnahmen greifen sollten.

Gliederheizkörper oder Plattenheizkörper?

Um herauszufinden, ob sich das Anbringen von Reflexionsfolien lohnt, gilt es zunächst einmal festzustellen, ob Ihr Heizkörper hauptsächlich Wärmestrahlung oder Konvektionswärme in den Raum abgibt. Wärmestrahlung bedeutet, der Heizkörper wird aufgeheizt, die Wärme wird wie beim Sonnenlicht abgestrahlt und erwärmt die Gegenstände und Menschen im Raum. Bei Konvektion erfolgt der Wärmetransport dagegen über die Luftbewegung – kühle Luft steigt auf, wird erwärmt und bewegt sich weiter nach oben und in den Raum hinein.

Es gibt leider keine Pauschalregel, mit der man feststellen könnte, zu welchem Prozentsatz ein Heizkörper Strahlungs- und Konvektionswärme abgibt. Als Richtlinie kann man sagen: Die früher genutzten Gliederheizkörper, die man heutzutage fast nur noch in Altbauten findet, setzten mehr auf Wärmestrahlung. Bei den Urtypen, also rippenförmigen Gliederheizkörpern aus Gusseisen oder Stahl, liegt der Anteil der Wärmestrahlung bei bis zu 40 Prozent. Der Rest ist Konvektionswärme, weil zwischen den Rippen ja auch Luft zirkuliert.

In Neubauten findet man fast ausschließlich die so genannten Plattenheizkörper, die gezielt Konvektionswärme erzeugen. Bei ihnen fließt das Heizwasser durch leicht gewellte oder auch ganz glatte Hohlkörper aus dünnem Blech, zwischen denen ziehharmonikaförmige Konvektionsbleche angebracht sind. Diese erwärmen sich und geben die Wärme an die hindurchströmende Umgebungsluft weiter. Die meisten Plattenheizkörper haben daher nur einen Strahlungswärmeanteil von 20 Prozent.

Wirkungsweise von Reflexionsfolien

Sie ahnen es schon: Eine Reflexionsfolie kann ausschließlich Strahlungswärme in den Raum zurück reflektieren, nicht die durch Konvektion erwärmte Luft, die ohnehin nach oben steigt und durch die Luftzirkulation in den Raum „gesogen“ wird. Die Dämmwirkung selbst, die den Wärmeverlust nach außen verhindert, ist bei den dünnen Folien verschwindend gering, sie ersetzen also keinesfalls eine richtige Dämmung. Haben Sie allerdings einen Heizkörper mit einem großen Anteil an Strahlungswärme – also ein urtümliches Modell aus Gusseisen mit echten Rippen –, sieht die Rechnung schon ein wenig anders aus, weil einfach mehr Wärme in den Raum zurückreflektiert wird, bevor sie die Außenwand erwärmt. Doch auch hier ist die Wirkung begrenzt, weil die Folien keinen nennenswerten Dämmwert haben.

Mögliche Kostenersparnis durch Reflexionsfolien

Der Zentralverband Sanitär, Heizung, Klima geht beim Einsatz einer Reflexionsfolie mit zusätzlicher dünner Dämmschicht von einer Einsparung von bis zu 4 Prozent aus – wenn das Haus sehr schlecht gedämmt ist und die Heizwirkung nicht allein auf Konvektionswärme beruht. Das sind bei Heizkosten von 2000 Euro im Jahr gerade mal 80 Euro – die im ersten Jahr vermutlich nur die Anschaffungskosten der Folie decken. In den Folgejahren dagegen sind sie immerhin besser als gar keine Maßnahmen ergriffen zu haben.

Montage von Reflexionsfolien

Im Prinzip einfach, in der Praxis durchaus mit Tücken: die Montage. Wer geschickt und geduldig ist, kann die Folie in der Nische hinter dem Heizkörper anbringen, ohne diesen abzumontieren. Hier sollte man dann allerdings nicht mit selbstklebenden Folien arbeiten, das könnte zu Frust führen. Aufwändiger ist es, den Heizkörper vorher abzunehmen – wofür in der Regel die ganze Heizungsanlage entleert werden muss. Dafür ist das Anbringen der Folien dann weniger mühsam.

Die wichtigste Regel lautet allerdings: Achten Sie darauf, dass die Folien vollflächig mit der Wand verbunden sind! In Luftblasen, Hohlräumen und Falten kann sich durch den Temperaturunterschied Feuchtigkeit bilden, die schnell zu schädlichem Schimmelbefall führt.

Wirksamerer Alternativen zu Reflexionsfolien

1. Innendämmung

Die aufwändigste und teuerste, aber auch lohnendste Alternative ist eine echte Innendämmung der Heizkörpernischen mit Dämmplatten von mindestens 5 Zentimetern Stärke. Hier muss mit für den Dämmstoff geeigneten Ansetzklebern gearbeitet werden, auch ist ein fachgerechter Übergang zur umliegenden Wand, eine Verkleidung z. B. mit Putz sowie eine alternative Heizkörperbefestigung z. B. mit Ständern nötig. Dafür kann eine fachgerechte Innendämmung dann aber die Heizkosten wirklich spürbar senken.

2. Kältebrücken schließen

Oft ist es gar nicht die Wand hinter dem Heizkörper, sondern eine unbemerkte Kältebrücke, die zu Wärmeverlusten führt. Über undichte oder schlecht schließende Fenster und Risse unter der Fensterbank oder in der Fenstereinfassung kann unter Umständen mehr Wärme entweichen als über die Heizkörpernische. Gehen Sie mit einem angefeuchteten Finger einmal rund um Fenster und Heizkörper– sie werden schnell spüren, ob von irgendwoher ein kalter Luftzug kommt.

3. Heizkörper freihalten

Wenn der Heizkörper durch Polstermöbel, Gardinen oder Wäscheständer verstellt ist, kommt es zu Wärmestaus und die warme Luft wird nicht im vollen Umfang in den Raum abgegeben. Dann nützt auch die beste Reflexionsfolie nichts. Auch wenn die Einrichtung dadurch ein wenig durcheinandergerät: zumindest im Winter sollte vor allen Heizkörpern mindestens ein halber Meter kompletter Freiraum herrschen.

Fazit

Die Kosten sind gering, die Montage ist für Geduldige nicht schwer, die Einsparmöglichkeiten sind allerdings begrenzt: Reflexionsfolien in den Heizkörpernischen werden in den meisten Fällen keine Riesenersparnis bei den Heizkosten bringen, doch wenn sie sich – in der Regel nach einem Jahr – amortisiert haben, sind sie immer noch besser als gar nichts. Allerdings sollte man gleichzeitig noch an weiteren Stellschrauben drehen, um Heizkosten zu sparen und die Heizkostenabrechnung niedrig zu halten, da sie keinen nennenswerten Dämmwert haben. Als Faustregel lässt sich sagen: Je weniger Strahlungswärme ein Heizkörper abgibt, desto weniger bringen sie. Daher ist ihr Nutzen im Normalfall in Altbauten mit alten, schweren Rippenheizkörpern größer als in ohnehin besser gedämmten Neubauten mit Konvektionsheizkörpern.

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