Gepostet am: 06. September 2023
10 Min

Der Extra-Schub

Verbessern Heizkörperverstärker den Wirkungsgrad der Wärmepumpe?

Kleiner Aufwand, große Wirkung: Mit Heizkörperventilatoren Heizkosten zu sparen, funktioniert laut einiger Praxistestes tatsächlich. Da sie die warme Luft schneller und gleichmäßiger im Raum verteilen, kann das Thermostat früher wieder heruntergeregelt oder gleich auf ein, zwei Grad weniger eingestellt werden. Letzteres ist vor allem in der Kombination mit einer Wärmepumpe interessant, denn normale Wandheizkörper brauchen meist höhere Vorlauftemperaturen als Flächenheizungen, was für einen Betrieb mit Wärmepumpe nicht ideal ist. Lesen Sie hier, wie die kleinen Ventilatorleisten hier wirkungsvoll Abhilfe schaffen.

Welche Idee steckt dahinter?

Normale Heizkörper produzieren etwa zu 15 Prozent Strahlungswärme und zu 85 Konvektionswärme. Diese beruht auf dem physikalischen Effekt, dass warme Luft sich ausdehnt und nach oben steigt. So entsteht durch Heizkörper eine Sogwirkung – kühle Luft aus dem Raum fließt in Richtung Heizung, wird zwischen den Rippen oder an den Flächen erwärmt und dann an der oberen Kante des Heizkörpers wieder in den Raum abgegeben. Der Sog ist dabei so gering, dass man gemeinhin keine Zugluft im Raum spürt. Je kühler der Heizkörper ist, desto geringer ist aber auch der Effekt. Wer also den Heizkörper herunterregelt, um Energie zu sparen, verringert damit auch die Effizienz.

Hier kommen Heizkörperverstärker oder -booster ins Spiel - auf einer Schiene montierte kleine Lüfter, die man unter der Heizung anbringt. Sie erzeugen einen stärkeren Luftstrom, der den Luftkreislauf auch bei niedrigeren Temperaturen in Gang hält: Die erwärmte Luft wird durch den Luftstrom nach oben aus dem Heizkörper ‚geschoben‘, sodass sich in kürzerer Zeit mehr Luft erwärmt und in den Raum abgegeben wird. Diese „erzwungene Konvektion“ soll den Wirkungsgrad eines Heizkörpers erheblich erhöhen.

Funktioniert das wirklich?

Den Versuch führten zwei Ingenieure der TH Kölni durch. Sie statteten einen klassischen Plattenheizkörper in der Größe 30 x 60 cm und mit einer maximalen Wärmeleistung von 316 Watt mit einer Ventilationseinheit aus. Ziel des Versuchs war es, bei einer Vorlauftemperatur von 40 Grad eine Raumtemperatur von 22 Grad Celsius dauerhaft zu erreichen. Schon bei einem Heizkörperverstärker, der nur über 60 % der Breite des Heizkörpers verlief, lieferte der Heizkörper 33 Prozent mehr Leistung. Bei einem Booster über die ganze Breite könnten also bis zu 50 Prozent mehr Heizleistung herausspringen.

Rein rechnerisch ergibt sich daraus, dass bei einer Außentemperatur von 0 Grad die Vorlauftemperatur der Heizung von 46 Grad auf 37 Grad verringert werden kann, ohne dass sich die Heizleistung verringert. Ein klarer Vorteil bei einer Wärmepumpe, die weniger Strom verbraucht, je geringer die Vorlauftemperatur sein muss – aber natürlich auch ein Einsparungspotenzial bei konventionellen Heizungen. Die Berechnungen der TH Köln ergaben, dass sich durch Heizkörperbooster jährlich etwa 17 Prozent Heizenergie einsparen lassen.

In der Praxis getestet

Will man diese Idee nun in die Praxis umsetzen, muss man einiges beachten. Der wichtigste Punkt überhaupt: Montagefertige Heizkörperbooster sind nicht ganz billig. Laut Aussage von Herstellern reicht ein Gerät mit drei Ventilatoren für einen Raum von 30 Kubikmetern und kostet um die 60 Euro. Handwerklich geschickte Menschen können sich aus günstigen PC-Lüftern auch selbst so eine Lüfterleiste bauen und sparen dann noch schneller.

Ebenfalls zu beachten ist, dass für den Betrieb sowohl von gekauften als auch selbst gefertigten Lüfterleisten eine Steckdose in Heizkörpernähe vorhanden sein muss. Ein Batteriebetrieb wäre nicht nachhaltig und im Schnitt wieder teurer. Denn bei den Stromkosten fallen die handelsüblichen Ventilatoren tatsächlich nicht ins Gewicht. Selbst bei durchgängigem Betrieb an 50 Tagen fallen nicht mehr als rund 30 Cent im Jahr an.

Sind die Ventilatoren angebracht (die handelsüblichen Geräte lassen sich mittels Magneten einfach am Heizkörper festmachen) kann es mit dem Sparen dann aber tatsächlich gleich losgehen. Aufnahmen mit Wärmebildkameras zeigen im Test, dass die warme Luft sich schneller und gleichmäßiger im Raum verbreitet, wenn die Ventilatoren laufen. Dies hat den Effekt, dass man den Thermostat z. B. auf nur 19 Grad einstellen muss, um eine Raumtemperatur von 20 Grad zu erhalten. Das spart im Jahr bis zu 20 Prozent Heizkosten.

Wer Haus- oder Wohnungseigentümer ist, kann den Effekt noch verstärken, in dem er die Vorlauftemperatur des Heizwassers allgemein senkt. Dies ist besonders in Kombination mit einer Wärmepumpe lohnend: die Stromkosten für den Betrieb der Ventilatoren sind viel geringer als die Stromkosten, die die Wärmepumpe bei einer höheren Vorlauftemperatur verursacht.

Was spricht dagegen?

Abgesehen von den Anschaffungskosten haben Heizkörperverstärker tatsächlich keine monetären Nachteile. Wer in einer Mietwohnung wohnt, bei der der Verbrauch mit Heizkostenverteilern ermittelt wird, darf sie allerdings unter Umständen nicht betreiben. Die Argumentation hierbei lautet, dass der Betrieb eine Manipulation der Messgeräte darstelle. Urteile oder Gesetze gibt es hierzu noch nicht. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollten sich Mieter also vorsichtshalber vor dem Einbau die Erlaubnis des Vermieters oder der Verwaltung einholen.

Wer empfindlich gegen Zugluft, Staub oder Nebengeräusche ist, sollte sich die Heizkörperventilatoren vor dem Einbau möglichst irgendwo im Betrieb zeigen lassen.  

Im Gegensatz zur Luftströmung, die der Heizkörper allein erzeugt, ist die forcierte Konvektion durchaus als Zugluft wahrnehmbar, die zudem merklich mehr Staub im Raum zirkulieren lässt. Und: Die Lüfter arbeiten zwar gleichmäßig, aber nicht völlig geräuschlos – das Ergebnis ist eine Art „Weißes Rauschen“, das für einige Menschen störend wirken kann.

Fazit

Wer in der eigenen Immobilie wohnt und seine Heizanlage in Kombination mit einer Wärmepumpe betreibt, kann mit Heizkörperverstärken durchaus gut beraten sein, da sie die Heizkörperleistung gerade bei niedrigen Vorlauftemperaturen tatsächlich merklich erhöhen. Rein finanziell gesehen sind sie also eine gute Investition. Auch bei herkömmlichen Heizquellen wie Gas oder Öl lassen sich mit ihnen merkliche Einsparungen erzielen Bevor man jedoch gleich in allen Räumen Heizkörperbooster installiert, sollte man sie vielleicht lieber erst einmal in nur einem Raum testen, denn sie sorgen für Zugluft, erhöhte Hausstaubbelastung und ein stetiges, von einigen als störend empfundenes Hintergrundgeräusch. Wieder einmal heißt es also Sparen versus Wohnqualität – eine Entscheidung, die uns wohl noch eine Weile beschäftigen wird.

Eine weitere Möglichkeit Kosten zu sparen, ist der hydraulische Abgleich einer Heizungsanlage.

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