Gepostet am: 24. April 2023
16 Min

Heizungsumbau

Welche Heizung passt zu meinem Haus?

Die Preise für Öl und Gas sind unverändert hoch und werden es wohl auch auf lange Sicht bleiben. Außerdem hat Deutschland sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu sein, also wo immer möglich auf alternative Energieträger zu setzen. Der Umstieg auf Heizsysteme mit erneuerbaren Energien wird daher gerade massiv gefördert, vor allem, wenn in einem Altbestand eine Ölheizung ersetzt wird. Welche Heizsysteme es gibt, ob Sie sich für Ihre Immobilie eignen und wie die Umrüstung gefördert wird, lesen Sie hier.

Auf die Dämmung kommt es an

Energieeffizienz beim Heizen beginnt mit der Dämmung der Außenhülle. Bevor Sie also an der Planung einer neuen Heizung arbeiten, sollten Sie die Dämmung Ihres Hauses untersuchen lassen. Klassische Verfahren sind Aufnahmen mit einer Wärmebildkamera im Winter. Auf dem nachfolgenden Bild erkennen Sie, welche Auswirkungen eine Fassadendämmung auf die Wärmeabstrahlung hat.

Der rechte Gebäudeteil im Bild wurde gedämmt, der linke nicht. Die roten und gelben Flächen zeigen eine hohe Wärmeabstrahlung. Blaue Flächen haben eine geringere Wärmestrahlung. Die Dämmung führt dazu, dass Sie weniger Heizenergie im Haus freisetzen müssen, um eine behagliche Raumtemperatur zu erhalten.

Wie gut ein Haus gedämmt ist, wird durch den sogenannten U-Wert bezeichnet. Der U-Wert zeigt an, wie viel Wärme durch ein Bauteil nach außen abgegeben wird. Je nachdem, welche U-Werte ein Haus hat oder nach einer Sanierung erreicht, unterschieden sich auch die staatlichen Förderprogramme und die Förderhöhe.

Förderfaktor: Effizienzhaus-Stufe

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) definiert für die Wärmedämmung von Häusern unterschiedliche Standards. Da die meisten Fördermittel über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zu beantragen sind, werden sie nach den KfW-Effizienzhaus-Standards eingeteilt. KfW EH 100 ist der Referenzwert.

Ein Neubau ist seit dem Jahr 2022 nur noch förderfähig, wenn er mindestens den Standard EH 40 erreicht. Das bedeutet, dass ein solches Gebäude nur noch 40 Prozent der Energie benötigt, die das Referenzhaus EH 100 verbrauchte. Der Wärmeverlust darf nur noch bei 55 Prozent des Referenzwerts liegen. Fördermittel für Sanierungen von Altbauten gibt es abgestuft nach den angestrebten Standards nur noch bis KfW-Effizienzhaus 85.

Wärmepumpe sinnvoll ab KfW Standard EH 70

Bei Neubauten nach dem Effizienzhaus-Standard 70 oder besser haben sich Wärmepumpen bereits durchgesetzt. Je nach Bauart nutzen sie die Restwärme der Luft, des Grundwassers oder des Bodens. Über einen Wärmetauscher wird das Wasser im Heizsystem erwärmt. Moderne Wärmepumpen erzielen bereits 55, in Einzelfällen bis 70 Grad. Alte Wandheizkörper benötigen aber Vorlauftemperaturen von über 70 Grad Celsius. Wenn eine Wärmepumpe effizient arbeiten soll, sollte das Heizsystem mit 35 bis 40 Grad Vorlauftemperatur auskommen. Deshalb ist für den Einbau einer Wärmepumpe eine gute Dämmung besonders wichtig. Denn je höher die Temperatur wegen einer unzureichenden Wärmedämmung für ein behagliches Raumklima steigen muss, desto mehr Strom verbraucht die Wärmepumpe. Außerdem eignen sich Wärmepumpen besonders für Systeme mit Flächenheizkörpern wie Fußboden- oder Wandheizungen. Daher müssen für eine effiziente Nutzung auch die alten Heizkörper ersetzt werden. Idealerweise sollten Sie eine Wärmepumpe mit dem selbsterzeugten Strom einer PV-Anlage betreiben.

Förderung von Wärmepumpen*

 KostenFörderanteilMaximalBei Ersatz für ÖlheizungMaximal
Luft25.000 Euro25%15.000 Euro35%21.000 Euro
Erde40.000 Euro30%18.000 Euro40%24.000 Euro

*Stand März 2023, ohne Gewähr

 

Holzpellet-Heizung sorgt klimaneutral für Behaglichkeit

Wenn Ihr Haus für eine Wärmepumpe nicht geeignet ist oder der Sanierungsaufwand für eine Niedrigtemperaturheizung nicht mehr wirtschaftlich erscheint, bestehen gute Alternativen. Eine davon ist eine Holzpelletheizung. Holz setzt als nachwachsender Rohstoff bei der Verbrennung nur das CO2 frei, das die Pflanze beim Wachstum aus der Luft aufgenommen hat und ist daher klimaneutral. Die Heizung besteht aus einem Pellet-Brennwertkessel und einem Pellet-Silo. Ein automatisches Fördersystem bringt die Pellets in den Brennraum. Übrig bleibt Asche. Die Bedienung ist genauso einfach wie andere Heizsysteme. Für das Pellet-Silo sollte je nach der zu beheizenden Fläche ein vier bis sechs Quadratmeter großer Kellerraum zur Verfügung stehen. Wie eine klassische Heizung wird sie mit einem Pufferspeicher für Warmwasser ergänzt, sodass Sie Ihre alten Heizkörper nicht zwingend austauschen müssen. Alle sechs bis zwölf Monate muss die Asche entsorgt werden. Jährlich ist eine Wartung empfehlenswert. Auch der Schornsteinfeger schaut wie gewohnt einmal im Jahr nach den Abgaswerten. Eine Holzpellet-Heizung braucht auch Strom für die Umwälzpumpe. Diesen Strom sollten Sie idealerweise mit Ihrer PV-Anlage selbst erzeugen.

Förderung Pellet-Heizung*

KostenFörderanteilMaximalBei Ersatz für Gas- oder ÖlheizungMaximal
25.000 bis 35.000 Euro10%6.000 Euro20%12.000 Euro

*Stand März 2023, ohne Gewähr

 

Fernwärme

Wenn Sie in der Metropolregion Mannheim wohnen, können Sie vermutlich bereits Fernwärme nutzen. Denn Ihre MVV Energie AG erzeugt mit 7 Heizkraftwerken Strom und Wärme für 60 Prozent aller Haushalte in Mannheim. Mit einer Netzlänge von rund 600 Kilometern beliefert die MVV AG 12.000 Gebäude mit Fernwärme. Darüber hinaus beziehen auch Gebäude in Heidelberg, Schwetzingen, Brühl, Ketsch und Speyer die umweltfreundliche Wärme aus der Neckar-Metropole.

Für die Wärmenutzung benötigt ein Haushalt eine sogenannte Wärmeübergangsstation, denn die Fernwärme wird nicht im Haus, sondern in einem Kraftwerk erzeugt und dann in isolierten Rohren zur Abnahmestation geleitet. In dem Gehäuse, das die Größe einer gewöhnlichen Gastherme hat, sind alle Komponenten untergebracht, die für die Wärmeübergabe in das Hauswärmesystem erforderlich sind. Das kalte Wasser wird zurückgepumpt in das Leitungsnetz des Betreibers. Häufig ergänzt wird die Übergabestation um einen Wärmepufferspeicher für das Warmwasser. Über diese Station regelt der Hausbesitzer nach Temperaturwunsch der Bewohner, welche Wärmemenge in das Haussystem abgegeben wird. Zudem sind an allen Heizkörpern Thermostate zur individuellen Anpassung der gewünschten Raumwärme.

Förderung Fernwärme*

KostenFörderanteilMaximalBei Ersatz für Gas- oder ÖlheizungMaximal
10.000 bis 20.000 Euro25%15.000 Euro35%21.000 Euro

*Stand März 2023, ohne Gewähr

 

Solarthermie mit Gas-Hybrid-Therme kombinieren

Eine Gas-Hybridheizung kombiniert eine erneuerbare Energieart um eine Gas-Brennwert-Therme. Sie kommt immer dann zum Einsatz, wenn eine erneuerbare Wärmequelle für besonders lange oder sehr kalte Heizperioden nicht genügend Wärme bereitstellt. So kann eine Gas-Hybrid-Lösung eine Holzpellet-Heizung, Wärmepumpe oder Solarthermieanlage entlasten beziehungsweise unterstützen. Beide Systeme teilen sich die Bewältigung der Heizlast, wobei die erneuerbare Quelle immer Vorrang erhält. Über eine Steuerelektronik wird der erforderliche Heizbedarf aus dem Gasbrennwertkessel flexibel dazugeschaltet, wenn die erneuerbare Quelle nicht ausreicht, um ein behagliches Raumklima zu erreichen. Eine Gas-Hybrid-Lösung ist vor allem in weniger gut gedämmten Altbauten sinnvoll. Die Gasbrennwerttechnik verbraucht weniger Gas als eine klassische Gasheizung, weil sie die Abwärme der Abgase durch einen Wärmetauscher führt. Die früher in die Umwelt abgegebene thermische Energie wird dem Heizkreislauf wieder zugeführt. Eine Gastherme mit Brennwerttechnik ist nur noch förderfähig, wenn sie bereits Wasserstoff fähig ist (H2-ready) oder in Kombination mit erneuerbaren Energiearten wie Solarthermie betrieben wird.

Förderung Gas-Hybrid-Heizung mit Solarthermie*

KostenFörderanteilMaximal
25.000 Euro25%15.000 Euro

*Stand März 2023, ohne Gewähr

 

Energieberatung Voraussetzung für Förderung

Grundsätzlich müssen Sie vor der Planung die Expertise von einem KfW-zertifizierten Energieberater einholen. Diese Experten kalkulieren nach Ihren Vorgaben ein Sanierungskonzept und eine Fördermittelstrategie, mit denen Sie das Optimum an staatlicher Unterstützung erhalten. Sie begleiten Sie auch bei der Antragstellung, die immer vor der Auftragserteilung erfolgen muss. Gefördert werden Energieeffizienzmaßnahmen aus der „Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG)“ oder Landesprogrammen. Das BEG umfasst verschiedene Programmlinien für die Sanierung von Wohngebäuden und für Heizungen. Förderfähig sind die Kosten für den Energieberater, die Kosten für die Sanierung und die Heizsysteme sowie die Installation. Weitere Informationen finden Sie bei der KfW und beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Je nach Förder- und Sanierungskonzept erhalten Bauherren einen zinsgünstigen Kredit mit einem Tilgungszuschuss (KfW) oder einen direkten Investitionszuschuss (BAFA). Anträge an die KfW müssen immer über die Hausbanken gestellt werden. Die Beantragung von Investitionsbeihilfen erfolgt digital über die Webseite der BAFA.

Investitionsbeihilfen in Baden-Württemberg über „Klimaschutz-Plus“

Alternativ zu einer Förderung durch KfW und der BAFA hat das Land Baden-Württemberg ein eigenes Förderprogramm eingerichtet. Aus Klimaschutz-Plus fördert das Land Maßnahmen, die nachweislich zur Einsparung von CO2-Emissionen beitragen. Die Förderung beträgt 50 Euro je eingesparter Tonne CO2, höchstens jedoch 30 Prozent der förderfähigen Ausgaben. Weitere Zu- und Abschläge sind möglich. Maximal können Sie eine Förderung in Höhe von 200.000 Euro erhalten. Mit der Umsetzung ist die staatliche Förderbank L-Bank betraut.

Fazit: Großzügige staatliche Zuschüsse für neue Heizungen

Die Energiewende muss jetzt vor allem im Bereich Heizen erfolgen, wenn die CO2-Emissionen im Gebäudesektor schnell reduziert werden sollen. Deshalb bieten Bund, Länder und sogar manche Kommune und Ihre Stadtwerke großzügige Förderprogramme. So vielfältig die Fördermaßnahmen sind, so unübersichtlich ist es für die Verbraucher, den Förderdschungel zu durchschauen. In Mannheim reicht ein Anruf bei den Energieberatern der MVV Energie AG. Mit dem MVV Förderservice für Heizungsmodernisierer ist der Umstieg auf eine energieeffiziente Heizanlage denkbar einfach: Unsere Experten ermitteln für Sie die maximale Fördersumme und unterstützen Sie bei der Abwicklung Ihres Fördermittelantrags.

 

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