Gepostet am: 06. Juli 2023
6 Min

E-Auto "tanken"

Elektroauto mit Solaranlage laden: Das sollten Sie beachten.

Der Gedanke ist sympathisch und konsequent: Wenn ich eine eigene Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) für mein Eigenheim betreibe, kann ich den selbsterzeugten Solarstrom doch auch gleich für mein neues E-Auto benutzen. Und damit saubere Energie zum günstigen Preis verwenden, was wieder die Ökobilanz meines Fahrzeugs optimiert. Aber geht das so einfach? Und was muss ich beachten?

Die wirtschaftliche Logik spricht dafür

Wer in eine eigene Solaranlage investiert hat oder investieren will, weiß das sicher schon: die Anlage wird umso wirtschaftlicher betrieben je höher der Eigenverbrauch dabei ist. Das liegt schon daran, dass die Vergütung für die Einspeisung von selbsterzeugtem Strom ins öffentliche Netz wenig attraktiv erscheint. Sie liegt derzeit zwischen 7,10 Ct und 8,20 Ct pro kWh - und damit unter den Kosten, die Sie für die Erzeugung Ihres Solarstroms ansetzen müssen. Schließlich hat die Anlage Geld gekostet und bedarf auch der Pflege. Mit dem eigenen E-Auto können Sie Ihren Eigenverbrauch sinnvoll ausbauen.

Und in Zukunft könnten Sie sogar noch einen Schritt weitergehen – und Ihr E-Auto zum integralen Bestandteil Ihrer Hauselektrik machen. Indem Sie dessen Akku gleichzeitig als Pufferspeicher nutzen, der überschüssigen Solarstrom bis zur Verwendung zwischenspeichert und dabei auch noch hilft, Nachtzeiten und Schlechtwetter-Perioden zu überbrücken. Ein zusätzlicher Hausspeicher ließe sich dadurch einsparen.

Das ist, wie angedeutet, noch ein Stück Zukunftsmusik, aber für alle eine interessante Überlegung, die jetzt in die Planung einer eigenen PV-Anlage einsteigen. Wir kommen auf das Thema im letzten Absatz zurück. Er behandelt die notwendigen technischen Voraussetzungen. Selbst gewonnenen Solarstrom ins E-Auto einzuspeisen, gelingt allerdings auch schon in der Gegenwart:

Gut kalkulieren: Ausrichtung und Leistungsfähigkeit.

Die Ausrichtung der Solarpanels spielt natürlich immer eine Rolle. Mit dem E-Auto als zusätzlichem Abnehmer aber umso mehr. Besonders dann, wenn Sie das Fahrzeug auch tagsüber nutzen. Um dann, nach der Rückkehr, möglichst lange Ladezeiten bis in den Abend sicherzustellen, sollten die PV-Module konsequent mit optimaler Ausrichtung zur Sonne (also in süd-westlicher Richtung) angebracht werden können. Darüber hinaus muss die Leistungsfähigkeit der Anlagen auf den zu erwartenden Verbrauch des Fahrzeugs abgestimmt sein. Die meisten Elektroautos laden an einer normalen Wallbox mit bis zu 11kW. Expert*innen haben errechnet, dass in dem Fall die Leistungsfähigkeit der PV-Anlage bei 9,5 kWp (Kilowatt Peak) liegen sollte. Auf dieser Grundlage kann Ihr Beratungsprofi dann beurteilen, ob die bestehende PV-Anlage ausreicht oder errechnen, welche Dimension eine neue Anlage umfassen sollte.

Wozu brauche ich ein Energiemanagementsystem?

Damit verfügen Sie über eine Steuereinheit, die den vorhandenen Stromvorrat der PV-Anlage erkennt und nach definierten Prioritäten zu den entsprechenden Verbrauchern lenken kann. Mit dem Ziel, dass das E-Auto bevorzugt beliefert wird – zumindest bis die klassischen 80 % of Charge erreicht sind. Dann kann nachrangig z.B. die Waschmaschine loslegen. Sollte die Sonne gerade mal Pause machen, sorgt das Energiemanagementsystem dafür, dass der fehlende Strom (für das Fahrzeug) jetzt dem Netz oder – falls vorhanden – einer zwischengelagerten Pufferbatterie entnommen wird. Damit können Schwankungen, die nun mal zur Solarenergie gehören, ausgeglichen werden. Das Ziel sollte immer sein, den Ladevorgang nicht unnötig oder unbemerkt zu unterbrechen.

Der Baustein Wallbox

Wie oben erwähnt muss jeder Baustein zum Gesamtsystem passen. Damit das Überschussladen mit Solarenergie reibungslos funktioniert, ist eine Ladestation empfehlenswert, die den automatischen Phasenwechsel beherrscht. Dann kann sie je nach Leistung der PV-Anlage selbstständig zwischen 1- und 3-phasigen Laden wechseln. Was zwei Vorteile hat: Sollte das Stromangebot unter den Grenzwert von 4,1 kW fallen, wird der Ladevorgang nicht einfach abgebrochen, sondern die Wallbox schaltet einfach von 3-phasigem Laden auf 1-phasiges um. Umgekehrt kann sie bei ausreichendem Angebot auch „hochschalten“, von 1-phasig auf 3-phasig, und dadurch die Ladegeschwindigkeit erhöhen. Was die Ladezeit für Ihr E-Auto verkürzt.

Was das E-Auto zum Hausspeicher macht

Das E-Auto als Pufferbatterie einzusetzen ist natürlich eine smarte Überlegung. Schließlich verfügen die meisten Modelle mittlerweile über eine enorme Speicherkapazität. Allerdings sind auch hier die technischen Voraussetzungen zu beachten: Sowohl Fahrzeug als auch Ladestation müssen auf bidirektionales Laden ausgelegt sein, damit der Strom tatsächlich in beide Richtungen fließen kann. Vom Haus ins Auto und vom Auto ins Haus. Was in der Theorie schon flüssig funktioniert, ist in der Praxis noch ein Stück von der Marktreife entfernt. Ebenso fehlt noch eine entsprechende Regulatorik, die langfristige Planungssicherheit gibt. Allerdings geht die Entwicklung genau in diese Richtung. Angefangen bei den Automobilunternehmen, die ihre E-Autos verstärkt auf ein passendes technisches Equipment umstellen. Auch die Hersteller von Wallboxen werden sich dem Thema intensiv annehmen. Und Sie sollten das Thema in jedem Fall auch auf der Agenda haben. Erst dann erschließen Ihre Investitionen in eine unabhängige Energietechnik und lokal emissionsfreie Mobilität ihr ganzes Potenzial.

Fazit

Wenn alles passt, ist die Kombination E-Auto und eigene PV-Anlage wirtschaftlich und ökologisch ein Win-Win-Konzept. Allerdings keines zum Nulltarif. Die Kosten für eine entsprechende Solaranlage bewegen sich schnell in die 17.000 Euro Zone. Dazu kommt das Energiemanagementsystem und die entsprechende Wallbox. Vom Auto ganz zu schweigen, gerade wenn bidirektionales Laden eine Rolle spielen soll.

Trotzdem: Je zukunftsfähiger Sie Ihre Investition planen, um so sinnvoller ist der Aufwand. Gerne beraten wir Sie bei Ihrem Vorhaben. Bei Fragen, wenden Sie sich jederzeit an unsere Experten.

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